NOFX - First Ditch Effort

Review

Die amerikanischen Punk-Rocker von NOFX haben den besten Fat Mike, den es gibt und das ist auch wieder auf dem mittlerweile dreizehnten „First Ditch Effort“ viel wert. Es ist unter anderem seine prägnante, kratzige und leicht gelangweilte Stimme, die NOFX unverkennbar macht. Vier Jahre sind seit dem letzten Album vergangen und es hat sich nicht wirklich viel getan. Bei NOFX stellt sich auch eher die Frage, was in welcher Menge auf der Tageskarte steht – purer Punk, Skate-Punk, Hardcore, oder doch alles etwas melodischer? Gleich vorab darf man verraten, dass „First Ditch Effort“ ein gutes Album vielfältiges Album ist, dem aber zwischendurch öfter mal die Luft ausgeht.

Auch diesmal mit an Bord – die markanten NOFX-Chöre

Man ist sich erst nicht sicher, wer starten soll, doch dann preschen NOFX mit „Six Years On Dope“ nach vorne und liefern genau das, was man sich als Fan der Truppe erwartet: Schwurbelnde Riffs, einen cremigen Chor und obendrauf anstachelnden Pogo-Takt. Leider ist die erste Stichflamme schon viel zu schnell abgekühlt, denn von da an geht es erstmal gemütlicher zu auf „First Ditch Effort“ – denkste, denn das folgende „Happy Father’s Day“ täuscht nur leise an und bietet genau die gleiche Qualität.

Auf mehrstimmig melodische Sing-a-long muss also auch bei Runde Nummer 13 niemand verzichten. Letztendlich werten dieses Extras dann musikalisch mittelmäßige Songs (wie bspw. „Deat Beat Mom“) auf. „Sid and Nancy“ beschäftigt sich mit der Frage, ob nun Sid Nancy oder Nancy Sid runter gezogen hat, NOFX finden Nancy ist schuld und untermauern ihre Botschaft mit Nachrichten-Fetzen und diversen Stop-and-Go-Momenten.  Der Song“California Drought“ hält sich im Mid- bis Uptempo-Bereich auf, macht eine kurze Verschnaufpause inklusive Bläserparade und Schlagzeug-Extrashow.

Und wenn NOFX dann wie in „Ditch Effort“ auch das Tempo mehr aufdrehen, hört man ihnen weder Alter noch Erfahrung an. Als wäre nichts gewesen, poltern die Kalifornier wie vor 20 Jahren. Das mag einerseits altmodisch und auch etwas anachronistisch sein, aber es zieht und wenn sich die Legende NOFX keinen Ritt in die Vergangenheit erlauben darf, wer dann?

Am besten waren NOFX schon immer, wenn Humor, Aussage und musikalischen Ausflüge in andere Genres gleichzeitig stattfinden. Auf „First Ditch Effort“ sind das das warme Bläserintro in „Bye Bye Biopsy Girl“, das Nintendo-Intro im fetzigen Punk-Rock’n’Roller „It Ain’t Lonely at the Bottom“ oder das richtig nach vorne gespielte, von kernigen Gangshouts gestützte „I Don’t Like Me Anymore“.

Große Momente gibt es am Ende von „First Ditch Effort“

„Generation Z“ schließt das Album ab, hier werden NOFX noch mal ernst. Sie wünschen sich für ihre Kinder, dass diese noch möglichst lange mit der Illusion leben können, dass alles gut ist und jeder nur ihr Bestes will. Der Song stoppt praktisch und läuft dann in einem melodischen Höhepunkt aus, gemischt mit Lullaby-Tönen, angerissenen mahnenden Riffs, Streichern und mehreren stilistisch gegeneinander arbeitenden weiblichen Stimmen. NOFX beherrschen die großen Momente also durchaus noch!

„First Ditch Effort“ ist ein Album, das spät zündet und wirklich mehrere Runden in der Anlage braucht. Alteingesessene NOFX-Anhänger werden immer die wilden Zeiten im Ohr haben, so richtig mithalten kann die verflixte Nummer Dreizehn nicht, dient eher als vorzeigbarer Appetizer um die alten Alben herauszukramen. Letztendlich sitzt Fat Mike, El Hefe, Eric und Erik weiterhin der Schalk im Nacken. Es ist eben ein alter Schalk, aber watt willste machen?

02.10.2016

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11 Kommentare zu NOFX - First Ditch Effort

  1. Horst Brack sagt:

    Sid & Nancy handelt von Nancy Reagan und nicht Nancy Spungen.

    8/10
  2. Andy sagt:

    Für mich das mit Abstand schlechteste NOFX Album. Nach über 4 Jahren Wartezeit bin ich extrem enttäuscht.
    NOFX hört sich auf diesem Album wie Kindergarten pseudo Punk an. Wobei man größtenteils gar nicht mehr von Punk reden kann.
    Es ist ja schön, dass Mike nun clean ist und das der ganzen Welt mitteilen will, aber er soll sich wieder in Richtung So long…. und War on Errorism besinnen.
    Da ich seit 1994 NOFX höre und schon über 20 Konzerte von den Jungs besucht habe, bin ich wahrscheinlich so extrem enttäuscht, da das neue Album wirklich so gut wie nichts mit den Vorgängern zu tun hat und ich sehnsüchtig darauf gewartet habe.
    Mike packt alle seine persönlichen Erlebnisse in das Album und denkt wohl mittlerweile, das er mehr Künstler als Punk Rocker ist. Persönliche Sachen haben auf den alten Alben gut funktioniert, aber das neue Album handelt nur davon.

    Hoffentlich wird das nächste Album besser, sonst muss ich mir wohl nach 22 Jahren eine neue Lieblingsband suchen.
    Ich finde auch, seit dem Mike die sozialen Medien entdeckt hat, wird NOFX extrem ausgeschlachtet und vermarktet.
    Wenn die 4 schon auf ihre Rente hinarbeiten, dann sollten sie die Cash Cow NOFX nicht so offensichtlich melken.

    3/10
    1. Doktor von Pain sagt:

      Jau, der Andy weiß eben am besten, wie NOFX funktionieren müssen. Hoffentlich liest Mike seinen Beitrag, denn sonst veriert die Band am Ende noch ihren mit Abstand wichtigsten Suppoerter. Dann kann sie sich ja gleich auflösen. Tss…

      1. Sane sagt:

        Darf man keine Kritik mehr äußern?
        Er hat sich darauf gefreut und wurde enttäuscht.
        Wenn wir nur sagen wie geil ne Platte ist kann metal.de die Kommentare auch gleich selber schreiben…

  3. Doktor von Pain sagt:

    Es ist eine Sache, wenn man ein Album nicht mag und das begründet äußert. Das ist völlig okay, mache ich ja auch. Aber wenn man sich selbt anscheinend für zu wichtig nimmt und glaubt, man sei der relavanteste Hörer einer Band (und so liest sich das bei Andy), dann wird’s schon etwas albern.

    1. Sane sagt:

      Da hast du natürlich recht. Aber ich denke dass Andy sich selbst vielleicht gar nicht so wichtig für nofx sieht,nofx aber sehr wichtig für ihn sind..
      Da wird man schon mal emotionaler wenn die heilige lieblingsband sich selbst entzaubert..

      1. Andy sagt:

        Ist auch so gemeint, wie von Sane kommentiert. NOFX ist einfach meine absolute Lieblingsband, selbst noch mit 41 Lenzen und das wird sich auch nicht ändern. 🙂
        Sollte sich weder allwissend noch arrogant oder wichtig anhören, ich war einfach nur enttäuscht nach 4 Jahren Wartezeit, da hat Sane schon den Nagel auf den Kopf getroffen.

        Mittlerweile habe ich das Album ein paar Mal durch und würde aktuell sogar 5 / 10 geben, davon abgesehen, hat sich die Musik für meinen Geschmack auf dem Album zu stark geändert.

        Dieses Gelaber mit dem besten Supporter Deutschlands, habe ich eh nicht für voll genommen.

        Mal sehen was die Jungens in 4 Jahren abliefern, vielleicht werden sie dann ja wieder ein wenig schneller.

        Hört von euch Beiden eigentlich jemand NOFX? Mich würde eure Meinung zu dem Album interessieren.

  4. Doktor von Pain sagt:

    Ja, NOFX sind eine meiner liebsten Punkrock-Bands, auch wenn ich klar sage, dass die nicht nur pures Gold veröffentlicht haben. Das neue Album liegt auch schon bei mir zu Hause, aber ich bin noch nicht dazu gekommen, es mir anzuhören. Wird innerhalb der nächsten Tage erledigt.

    1. Sane sagt:

      Ich habe eigentlich nofx tendenziell eher unfreiwillig bei Kumpels gehört,da ich doch definitiv eher im metal als im Punk beheimatet bin aber unter all den drei Milliarden Punk Bands,die doch stilistisch sehr limitiert sind wie ich finde,habe ich nofx immer als sehr authentisch und echt empfunden.
      Wäre das Ding mit 8/9/10 Punkten bewertet worden hätte das mein Interesse schon geweckt,aber so: nää… 😉

  5. Doktor von Pain sagt:

    So, nach zweimaligem Hören würde ich sagen, dass 7 Punkte durchaus okay für das Album sind – auch wenn ich eher zu einer 8 tendiere.

    8/10
    1. Stagg sagt:

      Hi Andy,
      während des ersten Hörens der ersten 5 Stücke hatte ich einen ähnlichen Eindruck vom Album. Keine neuen Einfälle (?!) und es fehlte mir der gewisse Kick. Die Stücke klangen mir ein wenig zu glatt produziert. Ich höre NOFX seit 25 Jahren (bin ein klein wenig älter als du, und es gibt auch keine echte Alternative zu denen).

      Aber schon beim ersten Hördurchgang sind mir die Stücke der zweiten Hälfte allesamt positiv aufgefallen. „Ditch Effort“ hat jawohl volle Punktzahl! (Schade das dieser Titel nicht schon ein paar Jährchen früher rausgekommen ist. Der hat das Zeug, noch in 20 Jahren zu ihrem täglich Live-Programm zu gehören, wenn die Jungs denn noch mit 70plus auf Tour gehen) Ähnliches gilt auch für „I don’t like me anymore“ und zu „Generation Z“ brauchst nur die Kommentare unter den verschiedenen Youtube Clips lesen.

      Für mich hat eine Band wie NOFX so oder so nur Bewertungen oberhalb von 5/10 verdient. Mir fällt keine andere gegenwärtige im Punk(rock) ein, die selbigem in den letzten 30 bis 35 Jahren so ihren Stempel aufgedrückt hat wie diese. All die ganzen Offsprings, Green Days, Nirvanas und wie sie alle so heißen (bzw. hießen) tauchten erst auf, da lärmten NOFX schon fröhlich 10 oder mehr Jahre rum…

      P.S.: Habe mir die Cd erst jetzt geholt

      7/10