100Mat McNerney – auch als Kvohst bekannt – ist einer der interessantesten Künstler im extremen Metal. Sein bisheriges Schaffen umfasst ein weitreichendes Spektrum verschiedener Stilistiken und großartiger Bands und Projekte, bei denen er mitwirkte und die er durch sein Songwriting, aber vor allem durch seine Vocals, prägte. Angefangen bei Avantgarde-Black-Metal-Perlen wie den ersten beiden Scheiben von <CODE> oder dem 2007er-Album „Supervillain Outcast” von DØDHEIMSGARD, über folkangehauchten Ritual-Post-Metal von HEXVESSEL bis hin zu seinen Post-Punk-Bands GRAVE PLEASURES und BEASTMILK.
Nach dem Klimax kommt der Schleim
Die Referenz zum neuen Projekt ist kein Zufall, denn von allen Projekten ähnelt SCORPION MILK am ehesten BEASTMILK. Diese haben mit dem Album „Climax” aus dem Jahr 2013 ein großartiges und eigenständiges apokalyptisches Post-Punk-Gothic-Album geschaffen, das zu Recht medial gefeiert wurde und auch heute noch immer wieder einen Spin wert ist.
Mit „Slime Of The Times” hat McNerney wieder ein Solo-Projekt am Start, das er mit befreundeten Musikern aufgenommen und selbst produziert hat. Er verschreibt sich seiner visionären, sehr ausdrucksstarken Vision von Post-Horror-Gothic-Punk, die er vielseitig auslebt. Im Gegensatz zu vielen Szenegrößen setzt er nicht auf knalligen Punk, der ausschließlich mit Durchschlagskraft punktet, sondern verbindet verschiedene Spielarten subtil miteinander und erschafft somit ein sehr buntes Album, das klar als sein Werk erkennbar ist, aber künstlerisch immer neue Nuancen zutage bringt.
Der Spannungsbogen ist gewaltig: Neben sehr geradlinigen Tracks wie der zweiten Singleauskopplung „She Wolf Of London” oder dem leicht dissonant gehaltenen „Silver Pigs” gibt es viele düstere Tracks, die weniger mit Härte und Geschwindigkeit als mit blanker Düsternis punkten. Angefangen bei der grandiosen ersten Singleauskopplung „Another Day Another Abyss” mit den herrlich affektierten Vocals von Mat McNerney über den sturen Opener „All The Fear” bis hin zur abschließenden ‚Ballade‘ „Children Are Dust”, die in Wehmut und Dunkelheit versinkt, gibt es auf „Slime Of The Times” viel zu entdecken.
„Slime Of The Times” ist bunt vertonte Apokalypse mit Unterhaltungswert & Tiefe
SCORPION MILK als reinen BEASTMILK-Klon abzuwerten, würde dem Album nicht gerecht werden, auch wenn es klare Parallelen gibt. „Slime Of The Times” ist kein perfektes Album: Es gibt gute und überragende Songs. Die Grundstimmung ist generell düsterer Natur, mal etwas wütender, dann nihilistisch und abgrundtief. So packen einen die verschiedenen Stimmungen eher nach Tagesform als in ungebremster Gänze. Wer das musikalische Schaffen des Künstlers bisher gefeiert hat, kommt an SCORPION MILK nicht vorbei. Aber auch Hörerinnen und Hörer mit einem Faible für apokalyptischen Post-Punk sollten unbedingt ein Ohr riskieren.

Scorpion Milk - Slime of the Times
Oliver Schreyer






























Kommentare
Sag Deine Meinung!