Ad Infinitum
Zwischen Historie und Mythos

Interview

Wir haben uns anlässlich der Veröffentlichung von „Chapter II – Legacy“ von AD INFINITUM mit Frontfrau und Bandgründerin Melissa Bonny zusammengesetzt und von ihr einige spannende Details zum Entstehungsprozess verraten bekommen. Außerdem haben wir in unserem Interview über potentielle Features, die Zukunft der Band und was sie neben AD INFINITUM sonst noch so treibt gesprochen.

„Chapter II – Legacy“ kommt nur anderthalb Jahre nach dem Debüt „Chapter I – Monarchy“ heraus. Wie hast du die Zeit gefunden, zwischen deinen anderen Verpflichtungen ein neues Album für AD INFINITUM zu schreiben?

Nicht viel schlafen (lacht). Wir haben uns einen engen Zeitplan gesteckt und unsere Kräfte zusammengeführt. Es war nicht mehr wie bei „Chapter I“, dass ich alleine mit einem Produzenten angefangen habe und dann kamen die Jungs dazu. Dieses Mal haben wir alle zusammen angefangen und es alle zusammen beendet. Für mich ging es dabei auch um Priorisierung von Themen und einfach bei der Sache zu bleiben.

Das erste Album hast du alleine geschrieben. Haben die anderen Mitglieder dieses Mal also mehr beigesteuert?

Das erste Album wurde nicht nur von mir geschrieben. Nach der Hälfte traten die Jungs bei. Außerdem hat mir mein Produzent geholfen, denn ich bin keine Gitarristin, keine Schlagzeugerin und auch keine Bassistin, also brauchte ich jemanden, der meine Ideen, welche hauptsächlich programmierte Demos waren, in eine Form umschrieb, wie beispielsweise ein Gitarrist eine Demo schreiben würde. Das galt auch für das Schlagzeug, die Orchestrationen und so weiter. Ich hatte eigentlich bei allem Hilfe, außer bei den Vocals.

Als die Jungs dazu kamen, schrieben wir auch noch Stücke. „Marching On Versailles“ basiert auf einer Idee von Nick (Müller, Schlagzeug). Auch „Demons“ haben wir zusammen geschrieben. Du kannst also auf „Chapter I“ auch die Ideen der anderen hören, aber bei „Chapter II“ wird es sehr klar, dass es zu 100% von uns zusammen ist. Wir haben ohne Produzenten gearbeitet und alle unsere Ideen in einen Topf geschmissen. Irgendeiner von uns hat eine Idee und aus dieser Anfangsidee haben wir uns dann einen Song erarbeitet.

Was hat dich beim Schreiben des Albums inspiriert?

Für die Musik nichts besonderes, aber bei den Lyrics hatten wir ja Louis XIV auf dem ersten Album und jetzt Vlad III. Drăculea auf dem zweiten Album.

Stimmt. Da habe ich mal gelesen, dass die Alben von AD INFINITUM keine richtigen Konzeptalben sind, aber ihr schon einem bestimmten Thema folgt. Stimmt das?

Richtig. Ich würde es nicht Konzeptalbum nennen, es ist mehr Inspiration, die uns dieser Charakter gegeben hat. Es ist eine faszinierende Persönlichkeit. Für manche Leute war er ein Nationalheld, für andere Leute war er das Gegenteil, ein Tyrann, der unter dem Namen „Vlad the Impaler“ bekannt war. Der Name „Dracula“ wiederrum hat die ganzen Vampirmythen inspiriert.

Anstatt ein Album zu machen, wo die komplette Story in den einzelnen Songs zusammenhängt, haben wir uns dafür entschieden, diese drei Aspekte seiner Persönlichkeit näher zu beleuchten. Wir hatten eine unerschöpfliche Quelle an verschiedenen Inspirationsmöglichkeiten. Manche Songs sind sehr an die reale Geschichte angelehnt, andere beschäftigen sich mit dem Mythos des Vampirs.

War das Feature mit Nils Molin (DYNAZTY, AMARANTHE) auf „Afterlife“ geplant oder eine spontane Idee?

Wir wussten, dass wir ihn auf dem Album haben wollten. Eigentlich war der Song etwas, das wir zwischen den beiden Alben machen wollten. Wir sollten eigentlich mit DYNAZTY auf Tour gehen und sie haben 2020 auch ein Album herausgebracht, also dachten wir uns, es wäre toll, auf einem Stück zusammen zu arbeiten. Am Ende kam es nicht dazu, weil wir unser Akustikalbum veröffentlicht haben.

Es war nicht klar, dass er auf genau diesem Song landen würde. Wir haben einen Song ausgesucht, der zu seiner Stimme passt. Als wir alle Demos hatten, haben wir das Lied ausgesucht, das am besten für ein Duett geeignet war. „Afterlife“ ist sehr gut dafür, weil die Gesangslinien für seine Stimme gut passten und man konnte seine und meine Stimme gut zusammen verbinden. Also haben wir die erste Demo in einen Song umgeschrieben, der auf uns beide zugeschnitten ist.

Das erste Album habt ihr als Akustikvariante veröffentlicht. Habt ihr solche Pläne auch für das zweite Album?

Wir wissen es noch nicht. Wir wollen diese Tür nicht schließen, weil uns es sehr viel Spaß gemacht hat und die Resonanz auch großartig war. Viele Leute fragen danach, sodass wir mittlerweile denken, dass wir es vermutlich machen müssen (lacht). Wir fokussieren uns aber gerade auf unser neues Album, die Promotion und möglicherweise auch, damit zu touren. Das Akustikalbum haben wir gemacht, weil wir mit den Fans in Kontakt bleiben wollten, da alle Touren abgesagt wurden.

Ich denke, es wird davon abhängen, wie 2022 aussehen wird. Können wir auf Tour gehen? Entscheiden wir uns dazu, das dritte Album zu schreiben? Je nach dem, ob es ein volles oder nicht so volles Jahr wird.

Ich denke, es wird ein volles Jahr. Gefühlt ist jeden Tag ein anderes Konzert wegen der ganzen Verschiebungen.

Ja, stimmt. Das macht mir auch ein bisschen Angst, denn ich hoffe, die Leute müssen sich nicht allzu sehr entscheiden, zu welchem Konzert sie nun gehen wollen und zu welchem nicht. Ich denke, es wird sehr kompliziert, eine erfolgreiche Tour zu spielen, wenn alle zur gleichen Zeit auf Tour sind.

Da du so viele verschiedene Gesangsarten beherrschst: Wie entscheidest du, welche du benutzen möchtest?

Es ist eigentlich ein Bauchgefühl. Manchmal braucht ein Lied ein paar Emotionen oder hat schöne Melodien, die Growls benutze ich dann eher bei einem Breakdown oder die Thematik des Songs ist sehr heftig oder brutal. Manchmal benutze ich die Growls auch als Hintergrund-Vocals. Bei „Unstoppable“ dachte ich mir zum Beispiel, es würde einige der Gesangslinien etwas brutaler machen, ihnen eine extra Dimension geben. Ich habe kein Rezept dafür, ich mache es einfach so, wie es sich richtig anfühlt.

Du hast neben AD INFINITUM noch ein anderes, spannendes Projekt mit THE DARK SIDE OF THE MOON. Kannst du mir schon erzählen, was wir nach dem „Game Of Thrones“-Cover in der kommenden Zeit zu erwarten haben?

Wir planen, ein neues Video zu veröffentlichen. Entweder Ende diesen Jahres oder am Anfang des nächsten Jahres. Außerdem planen wir, ein komplettes Album zu veröffentlichen, für das wir auch ein paar coole Gäste einladen, um es etwas Besonderes zu machen. Es gibt viele Stücke aus unseren Lieblingsfilmen, Serien und Videospielen und auch ein paar eigene Stücke. Wir wollen es aber auch nicht übers Knie brechen. Wir haben alle unsere Hauptband neben diesem Projekt. Es wird sich mehr auf das Herausbringen von Musik als auf Toren fokussieren. Wir werden vielleicht ein paar exklusive Shows auf Festivals spielen, aber keine großen Touren fahren. Es wird mehr ein Projekt, das man gut im Studio produzieren kann.

Jetzt sagst du gerade, du wirst bei THE DARK SIDE OF THE MOON viele Gäste einbringen. Wenn du dir, egal bei welchem deiner Projekte, jemanden als Gast aussuchen könntest, wer wäre das?

Ja, es gibt eine Person, über die ich schon lange nachgedacht habe. Ich möchte unbedingt eines Tages mal mit Lindsey Stirling zusammenarbeiten. Ich finde, sie ist eine brilliante Musikerin. Sie hat in einer Talentshow angefangen, aber nicht gewonnen und dann ihre Karriere auf total mutige Weise aufgebaut. Sie ist eine großartige Violinistin und hat mich und meine Karriere sehr inspiriert.

Danke dir für deine Zeit, die letzten Worte gehören dir.

Ich hoffe, dass wir bald auf die Bühne kommen können und alle treffen können, die „Chapter I“ und „Chapter II“ mögen. Du kommst aus Deutschland, oder?

Ja.

Insbesondere hoffe ich, dass wir die deutschen Fans bald treffen können, weil meine drei Bandmitglieder ja aus Deutschland kommen. Es wird also eine Art Nachhausekommen.

Also werden die auf der Bühne das Reden übernehmen oder wirst du Deutsch lernen?

Beides (lacht). Ich versuche meine Bandmitglieder mit meinem Deutsch zu beeindrucken.

Quelle: Interview mit Melissa Bonny via Skype
04.11.2021

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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