October Tide
October Tide

Interview

Zehn Jahre ruhten OCTOBER TIDE im Tiefschlaf, bevor Fred Norrman (ex-KATATONIA) ohne Jonas Renske (u.a. KATATONIA, BLOODBATH) seine alte Liebe wiederentdeckte und mit neuem Line Up zu alten Taten bereit ist. „A Thin Shell“ heißt das dritte Album, das gleichzeitig die Verbindung in die Vergangenheit hält, gleichermaßen aber auch im Heute vollends zu überzeugen weiß. Genug Gründe also für einen gemütlichen Plausch mit einem sympathischen und gut aufgelegten Fred, der für jede Auskunft bereitwillig zur Verfügung stand.

Hi,

Erstmal Glückwunsch zu eurem grandiosen Comeback. Wie fühlt es sich an, nach all den Jahren wieder eine CD mit dem Namen OCTOBER TIDE in den Händen zu halten?

Wir wollten schon seit einer ganzen Weile die Band wieder zusammenbringen und es fühlt sich sehr gut an, auch wenn einer aus der Originalbesetzung leider nicht mehr dabei ist. Aber die neuen Jungs sind toll und ich finde, sie haben hervorragende Arbeit geleistet.

OCTOBER TIDE lag beinahe zehn Jahre im Schlaf. Nun ist die Band, in veränderter Zusammensetzung, wieder vereint. Kannst du für uns bitte kurz zurück blicken und sagen, was 1999 passierte, dass die Band sich getrennt hat. Dann wieder ins Jetzt zurückkehren und erklären, wie es kam, dass OCTOBER TIDE wieder da ist?

Wir wollten uns damals hauptsächlich auf KATATONIA konzentrieren und ich war es ein bisschen müde, diese Art von Musik zu spielen. Ich hatte fast vergessen, wie man solche Riffs schreibt, wie wir sie für OCTOBER TIDE brauchten. Dann, im Jahr 2006, fing ich an, darüber nachzudenken, OCTOBER TIDE wieder zurück zu holen. Ich fragte Jonas einige Male, ob er Interesse hätte, aber das war nie der Fall. Als ich das Gefühl hatte, dass die Inspiration wieder ganz da war, fing ich an, neue Songs zusammenzustellen, und nun sind wir hier 😉

Daran möchte ich direkt anschließen. Die Formation hat sich verändert und von den Gründungsmitgliedern ist gerade mal noch einer vorhanden. Um es mal skeptisch zu betrachten, warum habt ihr eine Band wiederbelebt und nicht eine neue gegründet?

Jonas und ich haben damals die Musik zusammen geschrieben, also hab ich mir gedacht, wenn ich jetzt alles alleine schreibe, muss es zu 50% nach OCTOBER TIDE klingen, haha… Auch wenn es schon einige Jahre her ist, dass ich das letzte Mal etwas für diese Band geschrieben habe, fühlen sich die Songs nach OCTOBER TIDE an. Natürlich unterscheidet es sich ein bisschen von den ersten beiden Alben und ich denke, das sollte es auch. Ich würde nie im Leben versuchen, ein zweites „Rain Without End“ zu schreiben. Wo liegt der Sinn darin, zwei Alben zu machen, die sich genau gleich anhören?? Ich habe gelesen, dass einige Fans ein zweites „Rain Without End“ wollten, daher werden wir wohl ein paar alte Fans verlieren, und gleichzeitig ein paar neue hinzubekommen. So ist das halt 😉

Trotz aller Skepsis muss ich sagen, dass ich komplett begeistert von „A Thin Shell“ bin. Es knüpft nahtlos an vergangene Großtaten an und offenbart die unverkennbare Handschrift von OCTOBER TIDE. Sind die Ideen gänzlich neu, oder sind auch Songs aus alten Tagen dabei?

Die ältesten Riffs sind nur ein paar Jahre alt, es sind also keine Ideen aus dem Jahre 1995 dabei. Ich hatte sogar versucht, ein Tape aus den alten Zeiten zu finden, als wir in Jonas verrauchter Küche saßen und Songs gespielt haben. Ich weiß, ich hab irgendwo noch eins, es wäre cool zu sehen, ob da irgendetwas drauf ist, das wir verwenden könnten…

Mit Candlelight Records habt ihr ein namenhaftes Label gefunden, aber ich könnte mir vorstellen, dass noch einige andere Plattenfirmen an „A Thin Shell“ interessiert waren. Warum fiel die Wahl gerade auf das Label und warum arbeitet ihr nicht z.B. wieder mit Peaceville zusammen?

Ich hatte Peaceville gefragt, aber sie waren nicht interessiert. Außerdem hatte ich Songs zu drei oder vier anderen Labels geschickt und von denen haben zwei geantwortet. Wir haben uns dann für Candlelight entschieden. Das Label gibt es nun schon eine ganze Weile und sie wissen was sie tun… hoffentlich 😉

Kommen wir wieder auf die Musik zurück. Ihr spielt eine ziemlich eigene Mischung, die ich irgendwo in Richtung melodischen Doom Metals ordnen würde, das ist natürlich eine oberflächliche Kategorie. Am ehesten bleibt der Vergleich zu alten KATATONIA, wobei auch hier deutliche Unterschiede festzustellen sind, deshalb überlasse ich dir mal kurz die schwere Aufgabe unseren Lesern vielleicht kurz zu erklären, wie „A Thin Shell“ klingt.

Danke dir 😉 Ja, ein Vergleich zu frühen KATATONIA wäre nicht falsch, schließlich haben wir an dem Punkt angefangen, aber es gibt natürlich auch Unterschiede. Auf diesem Album habe ich hauptsächlich offene Akkorde verwendet, mit Melodien/Leads darüber. Aber ja, ich würde sagen, es ist eine Art melodischer Doom/Death.

Ich habe in „Deplorable Request“ meinen absoluten Favoriten des Albums gefunden, wobei mich auch der Rest sehr begeistern kann. Gibt es bandintern denn auch Lieblingssongs, oder überlasst ihr so etwas lieber eurer Hörerschaft? Und wenn ihr doch so etwas habt, lass uns doch daran teilhaben und begründe es kurz.

Ich denke „The Custodian of Science“ und „Deplorable Request“ sind meine beiden Lieblingsstücke. Warum, kann ich nicht mal genau sagen, sie haben einfach etwas besonderes… „Scorned“ mag ich aber auch sehr.

Ihr seid fast alle in verschiedenen Bands aktiv, darunter u.a. KATATONIA und IN MOURNING. Keine kleinen Hausnummern, wie bleibt da überhaupt noch Zeit eine Band wieder auferstehen zu lassen bzw. überhaupt noch mal ein weiteres Projekt in Angriff zu nehmen? Und woher kommt da noch kreativer Input?

Man hat immer Zeit für seine große Liebe 😉 Nun, ich bin leider nicht mehr bei KATATONIA und am Ende war ich sowieso nicht richtig am Songwriting beteiligt, daher war die Zeit nie ein echtes Problem.

Dabei kommt mir gleich die Frage in den Sinn wie es mit OCTOBER TIDE weitergehen wird, war das nur ein kurzes Aufatmen der Band oder werden weitere Alben folgen?

Ich arbeite schon an neuen Songs, es wird also hoffentlich ein anderes Album geben. Letztendlich hängt es aber davon ab, ob wir genügend Songs zusammenbekommen und ob wir mit ihnen zufrieden sind. Die Songs, die ich bisher habe, hören sich sogar nach einem Schritt zurück an. Vielleicht wird sich das nächste Album wieder mehr nach der guten alten Zeit anhören?! Aber das ist wirklich nichts, das ich kontrollieren kann, ich versuche einfach das Beste aus meinen Ideen zu machen 😉

Ihr habt in diesem Jahr bereits auf dem Hells Pleasure gespielt, wird es weitere Live-Aktivitäten geben, eventuell sogar eine Tour?

Ja, wir haben ein paar Shows für diesen Herbst/Winter geplant und im Januar wird es wahrscheinlich eine kleine Tour in Finnland geben. Aber wir werden wahrscheinlich keine größeren Touren machen, da das der Hauptgrund war, warum ich bei KATATONIA ausgestiegen bin.

Ich möchte dich an dieser Stelle nicht mit noch mehr Fragen quälen. Ich danke euch vielmals für das Interview und zähle „A Thin Shell“ bereits jetzt zu meinen Favoriten in diesem Jahr. Die letzten Worte gehören euch.

Danke dir und ich bin froh, dass dir das neue Album gefällt.
Gebt dem neuen Album eine Chance!!!
Cheers

28.09.2010

Chefredakteur

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