October Tide - In Splendor Below

Review

Soundcheck Mai 2019# 3 Galerie mit 17 Bildern: October Tide - De Mortem et Diabolum 2017

Na toll. Die Sonne scheint, es ist schönstes Frühlingswetter mit Temperaturen, die bereits deutlich jenseits der 20-Grad-Marke liegen und vor mir liegen 45 Minuten düstere schwedische Schwermut. Das könnte interessant werden. OCTOBER TIDE zeigen auf „In Splendor Below“, was möglicherweise aus KATATONIA geworden wäre, wenn man nicht immer weiter den Weg des „Depressive Rock“ beschritten hätte, sondern die vorhandenen Death-Metal-Elemente eher noch ausgebaut hätte.

OCTOBER TIDE lassen den Frühling auf einen Schlag in weite Ferne rücken

Während die Gitarren der Gebrüder Norrman den Einstieg in „I, The Polluter“ noch recht melodisch gestalten, reißen einen die fiesen Growls von Alexander Högbom, der mittlerweile auch schon das dritte Album mit OCTOBER TIDE eingespielt hat, direkt in finsterste Tiefen und der Frühling ist auf einen Schlag in weite Ferne gerückt. Der Fronter zeigt direkt seine komplette Bandbreite – von höheren Screams, die gerade im Opener sogar ordentlich angeschwärzt daherkommen, bis zu tiefem Gegurgel beherrscht er alle Facetten des gutturalen Gesangs souverän und zeigt somit, warum er für die Band einen absoluten Glücksgriff darstellt. Die beiden Brüder bilden, nachdem Mattias Norrman mit dem letzten Album vom Bass an die Gitarre gewechselt ist, mehr denn je eine Einheit und sorgen von Beginn an für Gänsehautmomente.

Mehr Klischee als im Songtitel „We Died In October“ ist wohl kaum noch möglich, wenn aber dabei derart kompromisslos demonstriert werden kann, wie gut die Urgewalt des Death Metal und die melancholische Verzweiflung des Doom zusammen passen, sei selbst das verziehen. „Ögoblick Av Nåd“ wurde erstmals in der Bandgeschichte auf schwedisch eingebrüllt, was zwar ein nettes Gimmick darstellt, den ansonsten aber eher etwas durchschnittlichen Song nicht nennenswert aufwertet.

Das Gitarrensolo gleich zu Beginn von „Stars Starve Me“ ist einfach nur zum Niederknien und erleichtert den Zugang ungemein, obwohl auch der geradezu schmissige Refrain sein übriges dazu beiträgt. Auch „Guide My Pulse“ dürfte aufgrund seiner fesselnden Melodielinien einen perfekten Anspieltipp darstellen. Dennoch geht man nicht auf Nummer sicher, sondern kontert die vermeintliche Eingängigkeit rigoros mit einem rasenden Death-Metal-Einschub. Tatsächlich auffällig ist die vergleichsweise hohe Geschwindigkeit des Materials. Doomige Nummern wie „Seconds“ – mit knapp sieben Minuten der längste Song des Albums – sind eher in der Unterzahl.

Die Produktion von „In Splendor Below“ geht ebenfalls absolut in Ordnung, ist sogar erstaunlich natürlich und „unglatt“. Lediglich die Vocals stehen in einigen Momenten doch sehr stark im Vordergrund. Dies bringt jedoch immer wieder ein ordentliches Plus an Brutalität, die der Band gut zu Gesicht steht. Atmosphärische Einschübe, häufig dominiert von cleanen Gitarren, aber auch die gleichsam traurigen wie wunderschönen Twin-Leads sorgen für die nötigen Konterparts und verhindern, dass Langeweile aufkommt.

Mehr Death Metal, weniger Doom – „In Splendor Below“

Der Trend, der sich bereits auf dem Vorgänger „Winged Waltz“ abgezeichnet hat, setzt sich auf „In Splendor Below“ fort: Die Death-Metal-Einflüsse werden stärker, während der Doom-Anteil eher ein wenig zurückgeht. So emanzipieren sich OCTOBER TIDE immer weiter von ihrer KATATONIA-Vergangenheit, haben ihre eigene Nische gefunden und klingen heute ein wenig nach MY DYING BRIDE oder, durch den (melodischen) Todesstahl, sogar noch eher nach SWALLOW THE SUN. Auch auf diesem Album zeigen die Schweden, warum sie von vielen Bands als wichtiger Einfluss genannt werden und präsentieren sich so stark wie selten zuvor.

Deutliche Parallelen zeigen sich im Übrigen zum letzten DÉCEMBRE NOIR-Album, auch wenn OCTOBER TIDE noch um einiges garstiger zu Werke gehen und es ohnehin fraglich ist, wer sich hier an wem orientiert. „In Splendor Below“ ist ähnlich stark wie „Autumn Kings„, allerdings als Gesamtpaket vielleicht eine Spur weniger packend, weshalb die Thüringer in der Wertung am Ende leicht die Nase vorn haben.

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07.05.2019

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