Aeternus - Heathen

Review

AETERNUS haben sich wieder jede Menge Zeit gelassen und präsentieren „Heathen“ fünf Jahre nach „…And The Seventh His Soul Detesteth“. Jenes Album kam seinerzeit nach sieben Jahren Funkstille und ließ einige Zeitgenossen einigermaßen ratlos zurück. Vielleicht war es die schiere Länge, vielleicht die organische Produktion, vielleicht die extreme Gitarrenarbeit mit der Masse an pinch harmonics. Fakt ist, dass die Band für „Heathen“ nur an wenigen Stellschrauben gedreht hat, und doch klingt das Album wie ein entgegengesetzter Pol im AETERNUSschen Soundkosmos.

Das Offensichtlichste: Auf dem gesamten Album sucht man genannte pinch harmonics vergeblich – es gibt sie einfach nicht. Nach wie vor steht aber das Etikett „Dark Metal“, das bei seiner Postulierung zwanzig Jahre zuvor ein absolutes Alleinstellungsmerkmal darstellte. AETERNUS stehen also immer noch für „massive Rifftektonik“, wie es Robert Müller im Metal Hammer einmal ausdrückte, abgrundtiefen Gesang, schnell klackernde Drums und immer wieder auflockernde, melodiöse Zwischenspiele, gerne auch mit orientalischem Flair. Damit setzten sich die Norweger schon damals zwischen die Stühle Black- und Death Metal, und auch heute noch gibt es keine Band, die genauso klingt.

AETERNUS stehen immer noch für den von ihnen postulierten „Dark Metal“

„Heathen“ allerdings ist mit nicht einmal 36 Minuten Spielzeit recht kurz gehalten – man könnte auch sagen: kompakt. Die sieben Songs sind nicht ganz so ausufernd lang wie auf dem Vorgängeralbum und kommen eher auf den Punkt. Wobei Ares und seine Mitstreiter nach wie vor in jedem Song einige Wendungen bereithalten. Kein Wunder, dass er für die Komposition eines Songs wie „Conjuring Of The Gentiles“ Ewigkeiten benötigte, wie er in unserem Interview zu Protokoll gibt.

Dabei springt vielleicht nicht bei jedem Song sofort der Funke über – als Brandbeschleuniger diente mir beispielsweise der Song „How Opaque The Disguise Of The Adversary“ mit seinem melodiös gepickten Gitarren-Hauptthema. Danach erschließt sich das Album aber Schritt für Schritt. „The Sword Of Retribution“ klingt nicht nur vom Titel her wie aus den Neunzigern, sondern auch vom Riffing: Die Verwandtschaft zum Black Metal ist eben doch noch da, was sich auch in einigen Blastbeat-Attacken zeigt.

„Heathen“ ist nicht um jeden Preis extrem

„Heathen“ ist allerdings nicht um jeden Preis extrem – und damit sind wir noch einmal beim oben angesprochenen Punkt der entgegengesetzten Pole: Das Album ist sehr atmosphärisch, ziemlich melodiös, teils sogar verhalten, wo die Band früher den Knüppel aus dem Sack geholt hätte. Es ist vielschichtig. Eins ist „Heathen“ aber ohne Frage: Ein verdammt gutes Album. Dabei reicht es vielleicht nicht ganz an die Werke aus den Neunzigern heran, aber bestätigt – wenn auch mit anderen Mitteln – den positiven Trend des letzten Albums.

16.10.2018

- Dreaming in Red -

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