Alice In Chains - Black Gives Way To Blue

Review

Ehrlich gesagt kam es mir gar nicht so lange vor, als würde das letzte Studioalbum von ALICE IN CHAINS bereits 14 Jahre zurückliegen. Viel ist seitdem passiert, der Tod von Sänger Layne Staley war dabei der tragischste Moment, und viele Stile hat die Musikwelt seitdem kommen und gehen sehen. Allein die Klassiker der Band aus Seattle wirken nach wie vor kaum angestaubt, was ein Zeichen dafür ist, wie originell die Musik von Jerry Cantrell und Co. war und ist. Herausstechendes Merkmal waren dabei neben den Gitarrenriffs der doppelstimmige Harmoniegesang und die leidenschaftliche Sangesleistung von Staley.

Aber dieses Merkmal ist eben nur eines von vielen, und so liegt auf den Schultern des neuen Sängers William DuVall vielleicht eine schwere, wenngleich nicht erdrückende Last. Von der Band über einen längeren Zeitraum herangeführt, meistert er seine Aufgabe auf dem neuen Album „Black Gives Way To Blue“ erstaunlich souverän. Immerhin gilt es, Layne Staley einerseits zu ersetzen und sein Erbe würdig zu interpretieren und andererseits seinen eigenen Fingerabdruck zu hinterlassen. Während DuVall beispielsweise im langsamen Opener „All Secrets Known“ stimmlich seinem Vorgänger ähnelt, deutet er in „Looking In Views“ an, wie er in Zukunft verstärkt singen könnte. Übrigens dennoch ein typischer ALICE-IN-CHAINS-Song, dank des zweistimmigen Gesangs.

Allerdings wirken ALICE IN CHAINS anno 2009 nicht ganz so hypnotisch und eindringlich wie auf ihren ersten Studiowerken, was aber allzu verständlich ist: Layne Staley agierte doch nachweislich stets am Rande der Selbstzerstörung und ließ nicht nur in seinen Texten tief in seine persönlichen Abgründe blicken. ALICE IN CHAINS wissen jedoch nach wie vor, wie man nicht nur gutklassige, sondern erstklassige Songs schreibt, und davon hat „Black Gives Way To Blue“ mehr als genug: Der bereits genannte Opener, das auf einem verstörenden Gitarrenriff aufgebaute „Check My Brain“, „Acid Bubble“ und die beiden ruhigeren, teilweise auf Akustikgitarren vorgetragenen Stücke „Your Decision“ und „When The Sun Rose Again“ sind dafür die besten Belege. Hinzu kommt das eingängige „Lessons Learned“, das positive und mit einem wunderbaren Refrain versehene „Take Her Out“ und der Titeltrack „Black Gives Way To Blue“, der Tributesong für den verstorbenen Sänger, bei dem Elton John am Piano zu hören ist.

Unter dem Strich ist „Black Gives Way To Blue“ somit ein Album, das man in dieser Form nicht ohne weiteres erwarten durfte: Ein Hitalbum im besten Sinne, voller eleganter und feiner Kompositionen, aber ohne die (selbst-) zerstörerische Magie von „Dirt“ – wer wollte das aber ernsthaft erwarten? ALICE IN CHAINS haben es vielmehr verstanden, das eigene Erbe würdig fortzusetzen und gleichzeitig neue Impulse zu setzen.

21.09.2009

- Dreaming in Red -

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