Anaal Nathrakh - Eschaton

Review

Es gibt tatsächlich Bands, gegen die selbst Kaliber wie BELPHEGOR wie Waisenknaben aussehen. Musikalisch, meine ich, denn optisch sehen die Protagonisten eher wie Hochschulmathematiker aus. ANAAL NATHRAKH sind wohl trotzdem so eine Band. Die beiden scheinen mir eine Art Arbeiter-Milieu-Band aus Birmingham zu sein, jedenfalls lassen Songtitel wie „Between Shit And Piss We Are Born“ darauf deuten, dass ihre Lebenswelt nicht gerade besonders sonnig und gesund ist. Und, die Hauptaussage des Reviews vorweg genommen: das Teil hier klingt auch nicht besonders sonnig.

„Eschaton“, ihr drittes und äußerst treffend bezeichnetes Album, liefert dafür einen weiteren schlagkräftigen Beweis: die Scheibe donnert los wie das hörbar gemachte Armageddon! Wenn man den Opener „Bellum Omnium Contra Omnes“ (der glücklicherweise nicht so klingt, als kämpfe jedes Instrument gegen das andere!) überstanden hat, geht’s erst richtig in die Vollen: Black Metal auf Mach 666, mit rasenden Gitarren und einer der brutalsten Stimmen, die England zu bieten hat. Hier ist übrigens, auch wenn das mit keinem Wort erwähnt wird, der BENEDICTION-Schreihals am Werk. Der Mann zeigt bei seiner Hauptband scheinbar nicht wirklich, was er alles auf dem Kasten hat! Den Rest der Arbeit erledigt ein Herr namens Irrumator im Alleingang, und das beeindruckend präzise und atmosphärisch dicht. „Eschaton“ kombiniert das Schlimmste aus Black Metal, Death Metal, Grind, Crust und ein wenig Elektro. Zusammen mit abgründigem Gegrunze, höllisch verzerrten Schreien und einer cleanen Stimme, die ein wenig an FEAR FACTORY erinnert, ergibt das den totalen Weltuntergang – allerdings auf Koks.

Koks ist überhaupt – mal wieder – ein gutes Stichwort. Scheinbar haben wir es hier mit dem Marihuana der Neuzeit zu tun. Wo das Gras den Genies der 60er und 70er Jahre inspirativ auf die Sprünge geholfen hat, erledigt das heute im Extremmetalbereich das Koks. Solange das Resultat solche vom Wahnsinn infizierten Alben sind, geht das meiner Ansicht nach beinahe in Ordnung. Denn auch wenn die Platten gegen Ende naturgemäß ein wenig ihre Wirkung verliert, kann man hemmungslos extremen, zerstörerischen Metal kaum besser auf eine CD bekommen, als es ANAAL NATHRAKH vormachen. Die Brutalität von BELPHEGOR, der Geschmack von CARCASS und die kaputte Durchschlagskraft früher ABORYM – und das mit einer Produktion, wie sie EMPEROR leider nie hatten. Ich sage euch, wenn das nicht hörenswert ist!

29.10.2006
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