Ancst, King Apathy - Split

Review

Der Black Metal ist vielfältiger denn je! Seit etwa zehn Jahren hat sich die einst so konservative und rückbesinnte Szene von den Zwängen der 80er / Früh-90er gelöst und zahlreiche, oft genrefremde Einflüsse aufgenommen und zugelassen. Man könnte fast sagen: Der Black Metal ist so bunt wie noch nie. Zwei Vertreter der hiesigen Szene, ANCST und KING APATHY (ehemals THRÄHNENKIND), gehören zu den neueren Bands, die dem Black Metal neue Impulse geben wollen. Auf ihrer gemeinsamen, jüngst veröffentlichen Split präsentieren beide Bands jeweils ein eigenes, neues Stück und runden dies mit einem Cover der jeweils anderen Band ab.

ANCST: Black-Metal-Punks aus Berlin

ANCST aus Berlin spielen einen von Crust-Punk beeinflussten Black Metal, scheuen sich auf ihren zahlreichen Splits und EPs aber nicht vor Experimenten. Auf der aktuellen Veröffentlichung agiert man jedoch weniger experimentell und startet im Opener „Gehenna of Fire“ eher gemächlich und atmosphärischer. Nach einem längeren Intro-Part setzt ein an BATHORY zu „Hammerheart“-Zeiten erinnerndes Riff ein, und der Song nimmt danach immer mehr an Fahrt auf. Spätestens beim Einsatz des Gesangs hört man ganz klar die Hardcore/Punk-Einflüsse heraus, denn Sänger Tom brüllt mehr, als dass er sich dem klassischen Black Metal-Gesang hingibt.

Ab der Mitte des Openers entwickelt dieser sich zu einem reinrassigen Black Metal Song mit starken Riffs, ehe er sich am Ende zu einem (angeschwärzten) Hardcore-Punk Lied inklusive breakdownartigen Parts entwickelt. „Passt das?“ mag man sich nun fragen. Aber ja! Auch wenn „Gehenna of Fire“ am Ende kaum noch an den ruhigen Anfang erinnert, so wirkt hier nichts künstlich oder aufgesetzt. Stark!

„King Apathy“, ein Cover von THRÄNENKIND, fackelt anschließend nicht lange und beginnt ohne Intro direkt mit Doublebass, straightem Riff und dem schon erwähnten, markanten Gesang. In drei Minuten bleibt das Tempo bis auf einen kurzen Moment stets hoch, ohne dabei zu stumpf und eintönig zu werden. Man kommt hier mehr auf den Punkt als noch im Opener, lässt aber das gewisse Etwas vermissen, denn viel hängen bleibt hier letztlich nicht.

KING APATHY: Neuer Name, altes Problem?

KING APATHY mag dem ein oder anderen zunächst noch unbekannt sein. Kein Wunder, da man sich bis 2016 noch THRÄNENKIND nannte und erst zwei Alben veröffentlichte. Ihr melancholischer Post-Black Metal war seinerzeit zwar nicht schlecht, aber doch zu belanglos, um aus der Masse herauszustechen. Neuer Name, neuer Anlauf also.

Letztendlich zählt eh die Musik, und die fällt mit der klareren und saubereren Produktion im Vergleich mit ANCST auf. Ihr erster Song „Disguise“ beginnt recht flott und legt sein Hauptaugenmerk ganz klar auf den Gesang von Sänger Nils. Instrumental geht man dabei eher rockig als (schwarz-) metallisch vor. Black Metal ist das, abgesehen vom harschen Gesang, definitiv nicht mehr. Richtig spannend wird der Song sowieso erst ab der Hälfte, wenn man rein instrumental agiert. Der hier dargebotene, instrumentale Post-Metal erinnert dabei durchaus an AGALLOCH, gefällt durch die verträumte Atmosphäre und hätte durchaus länger ausfallen können.

Song Numero zwei, das ANCST-Cover „Entropie“, beginnt ähnlich flott und deutlich schwärzer. Ebenfalls wechseln sich hier Instrumental- und Gesangs-Parts ab, und genau wie beim Track davor überzeugen KING APATHY in den instrumentalen Momenten mehr. Allerdings steht der Band der rauere und schwärzere Anstrich besser als die rockigere Ausrichtung des Vorgängersongs. Insgesamt lässt der Song den einzelnen Parts auch mehr Raum zur Entfaltung, was ihn dadurch überzeugender macht. Ob das jedoch lediglich daran liegt, dass es ein Cover von ANCST ist, sei einmal dahin gestellt.

Eine Band überzeugt, die andere nur halb

Letztendlich bleibt ein zwiegespaltener Eindruck. Während ANCST mit ihrem eigenen Song überzeugen und nur beim Coversong etwas Feder lassen, verhält es sich bei KING APATHY genau andersrum. Diese überzeugen dort nur stellenweise, auch wenn die Ansätze alle gut sind und ihre Stärken ganz klar in den instrumentalen, post-metallischen Parts liegen. Das sollte aber nicht als Kritik am Gesang missverstanden werden! Vielmehr bleibt abzuwarten, wie sich die Band auf den nächsten Veröffentlichungen entwickelt und präsentiert. Fans der Bands können hier aber zugreifen, Neuhörer sollten wohl lieber erst die jeweiligen Alben abchecken.

07.10.2017
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