Annisokay - Aurora

Review

ANNISOKAY gehören zu jenen Bands, die das Corona-Jahr 2019 mitten in einer wichtigen Phase der Etablierung traf. Im Sommer des Vorjahres war den Hallensern mit „Arms“ noch ein beeindruckender Platz 26 in den deutschen Charts gelungen, unterfüttert von umjubelten Auftritten unter anderem beim Summer Breeze Open Air. Und auch bei metal.de gab es eine geradezu euphorische Plattenbesprechung zum bis dato „stärksten Album der Band“. Langsam aber sicher schien sich hier ein neuer Name in der Top-Liga der deutschen Metalcore-Szene festzubeißen. Dann kam das Folgejahr und brachte neben der Pandemie auch den Ausstieg von Sänger Dave Grunewald bei ANNISOKAY mit sich – ein Personalwechsel den es an dieser exponierten Position innerhalb einer Band erst einmal zu verkraften gilt.

ANNISOKAY kennen und pflegen ihre Stärken weiter

Und als wäre nichts gewesen, halten ANNISOKAY am bewährten Zweijahresrhythmus fest und präsentieren mit Rudi Schwarzer erst einen neuen Shouter und nun mit „Aurora“ auch ein frisches Album, das aus all den genannten Gründen sicherlich eine besondere Bewährungsprobe darstellt.

Um diese zu bestehen, verlassen ANNISOKAY sich ganz auf ihre Stärken. „Aurora“ ist extrem eingängig, abwechslungsreich und dynamisch, gespickt mit kleinen, aber niemals zu radikalen Überraschungen und insgesamt durchaus kurzweilig. Rudi Schwarzer mag stimmlich noch ein kleines bisschen  tiefer im Deathcore verwurzelt sein als sein Vorgänger, viel nehmen sich die beiden aber wirklich nicht. Begleitende Konstante ist der relativ hohe begleitende Klargesang von Gitarrist und Produzent Christoph Wieczorek, der trotz allen Pop-Appeals einen recht hohen Wiedererkennungswert hat und Tracks wie das breitbeinige „STFU“ zur Hymne werden lässt.

Die Überraschungen auf „Aurora“ werden wohldosiert eingestreut

Eine erste der besagten Überraschungen ist „The Tragedy“, das mit seinem elektronischen Beat und dem Indie-Flow an die neueren Werke von BRING ME THE HORIZON erinnert (vgl. auch „Overload“, oder für ein bisschen Rap „The Cocaines Got Your Tongue“). Auf der anderen Seite des Überraschungsspektrums steht der rhythmisch spannende und harte Einstieg von „Face The Facts“. In dieser Manier gelingt es ANNISOKAY bestens, dem Album eine funktionierende Dramaturgie zu verleihen.

Aber das sind überwiegend Nebelkerzen, denn im Grunde wissen ANNISOKAY ganz genau, wo ihre Stärken liegen. Im Kern spielt jeder Song auf „Aurora“ diesen gekonnten Soundmix zwischen Pop, elektronischen Sounds und klassischem Metalcore-Instrumentarium gnadenlos aus. Dabei klingt das Schema F bisweilen etwas zu stark durch, gerät auch der eine oder andere Text mal arg holzhammerartig („Bonfire  Of The Millenials“) – die meiste Zeit aber hat man es einmal mehr mit abwechslungsreichem und starkem Songwriting zu tun. In einer Zeit, in der der Metalcore lange nur technischer und extremer zu werden schien, festigen ANNISOKAY ihre poppige aber geschmackvolle Genre-Interpretation trotz aller Widrigkeiten.

03.02.2021
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