Apocalyptica - Cult

Review

Als ich von einer neuen Apocalyptica-Veröffentlichung hörte, war ich zunächst nicht sonderlich interessiert. Bereits auf „Inquisition Symphony“ war der Reiz des Neuen verblasst, zu sehr hatte man den Eindruck, daß die verwursteten Cover-Versionen nur noch zweite Wahl seinen, zu wenig zwingend waren die erstmals vertretenen Eigenkompositionen. Die CD war nicht schlecht, wirklich nicht, aber auch nicht gerade so umwerfend, als daß ich die Wartezeit auf einen potentiellen Nachfolger zur Kompensation meiner Ungeduld nur durch exzessiven Alkoholgenuß hätte überbrücken können. Dann aber bin ich irgendwann beim rast- und sinnlosen Zappen durch alle verfügbaren Kanäle über das Video zu „Path“, der ersten Auskopplung von „Cult“, gestolpert. Und siehe da: Das Ding hatte Melodie, Druck, auf einmal war auf Konserve die enorme Energie zu spüren, die die vier Finnen bei Auftritten zu entwickeln wissen. Und wie „Path“, so auch „Cult“: Durch den erstmaligen Einsatz von Percussions, einiger weniger digitaler Effekt und massiver Spurdopplung ist es im Gegensatz zu den beiden Vorgängeralben gelungen, einen treibenden, sehr druckvollen und dichten Sound zu erzeugen. Musikalisch setzt man mit 10 von 13 Stücken den Schwerpunkt diesmal eindeutig auf Eigenkompositionen aus der Feder von Eicca Toppinen und ist damit äußerst gut beraten: Genießt man härtere Stücke wie „Path“, „Struggle“ oder das hektische „Hyperventilation“ bei voller Lautstärke, klingen sie schön fett und heftig, während „Kaamos“ durch einen genialen Spannungsaufbau glänzt und schließlich in einer gewaltigen Lärmorgie gipfelt. Weitere Höhepunkte finden sich dann auch in den eher ruhigeren Stücken: Besonders „Hope“ ist in seiner Schönheit kaum zu übertreffen, mit „Pray!“ und „Beyond Time“ hat man zwei gelungene Halbballaden im Stile früherer Metallica im Programm, „Coma“ wiederum ist so düster und bedrückend, daß es auch Elend gut zu Gesicht stehen würde. Den Abschluß bilden drei Cover-Versionen: Das sich immer schneller und wahnsinniger ins Chaos steigernde „Hall Of The Mountain King“ von Grieg, bei dem die dargelegten spielerischen Fähigkeiten an menschlichen Urhebern zweifeln lassen, sowie traditionell von Metallica das etwas blassere „Until It Sleeps“ und „Fight Fire With Fire“. Die bis dato mit Abstand beste Apocalyptica-CD!

24.10.2000
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