Arkona - Khram

Review

Endlich neuer „Khram“ von ARKONA! So, da wir dies nun hinter uns gebracht haben – und nein, dafür war ich mir nicht zu schade – sei gleich zu Beginn gesagt, dass die Zeiten der dudelnden Saufrussen bei ARKONA nun endgültig vorbei sind. Naja, irgendwie waren sie das sowieso schon, denn schon „Yav“ zeigte sich durchweg düster und ließ den Spaß komplett außen vor. Dem Kollegen gefiel das damals wenig, und in der Tat muss sich der ARKONA-Fan an sich wohl auch angesichts des aktuellen Albums Gedanken machen, ob das noch das ist, was er bei der Band sucht.

ARKONA als Meister der Beklemmung

Die Songs auf „Khram“ werden eingerahmt von einem Stück, das sich „Mantra“ nennt und sowohl als Intro als auch Outro fungiert. Es klingt tatsächlich, als sei es einfach geteilt und hinten und vorne angestellt worden, weshalb man wohl eher von einem als von zwei separaten Stücken sprechen muss. Der Teil zu Anfang ist knappe vier Minuten lang und lässt einem gehörig die Haare zu Berge stehen. Wer an dieser Stelle noch damit gerechnet hat, von ARKONA vielleicht wieder etwas Fröhliches zu hören, wird hier seiner Illusion beraubt. Ein Flüstern und Krächzen, das selbst in Filmen wie „Der Exorzist“ nicht schauriger rüberkommt, beherrscht die ersten paar Minuten und wirkt auf einen ein, bis man es fast nicht mehr aushält. Dass es der Kehle von ARKONA-Fronterin Masha Arkhipova entspringt, daran besteht kein Zweifel. Gegen Ende gesellen sich Trommeln und eine Maultrommel hinzu. An diesem Punkt ist man fast erleichtert, dass es vorbei ist.

Logische Fortführung von „Yav“

Die eigentlichen Songs liefern dann wieder das, was ARKONA auf „Yav“ bereits begonnen haben: viel Atmosphäre, mitunter dramatisch anmutende Gitarrenmelodien und der für die Band sehr reduzierte Einsatz der Folk-Elemente. Mashas Stimmgewalt überzeugt auch hier wieder sowohl bei den Death-Growls als auch im Klargesang. Die Stücke weisen aber auch überraschend viele Passagen auf, die völlig ohne Vocals auskommen. Das Mammut unter den Songs ist hier „Tseluya zhizn'“, das ganze 17 Minuten misst und – anders lässt sich sowas kaum umsetzen – in mehrere Abschnitte unterteilt ist. Einige wiederholen sich im Laufe des Stücks, ein wenig wie eben ein Mantra, was zum esoterischen Einschlag passt, den die Band angenommen hat. Passenderweise bedeutet „Khram“ „Tempel“ und die Lyrics wurden von Masha angeblich in Blut niedergeschrieben. Das kann man durchaus ein wenig albern nennen, aber was musikalisch dabei rausgekommen ist, lässt sich so nun wirklich nicht titulieren.

Einnehmende Kompositionen, aber etwas langatmig

Die Stile, die einem beim Hören durch den Kopf gehen, sind nicht mehr Folk Metal, sondern eher Death-Doom, Pagan Black Metal, oder auch Atmospheric Black Metal, auch wenn es bei ARKONA eher angeschwärzt zugeht. Wo man ARKONA früher noch in eine Ecke mit KORPIKLAANI gesteckt hat, so passen sie jetzt besser zu MOONSORROW. Es ist wohl eine Entwicklung, die nicht mehr rückgängig gemacht werden wird, aber problematisch ist das in keiner Weise. Der Stil mag „neu“ sein, doch die Qualität stimmt allemal. Mit ihren vielschichtigen Kompositionen ist es ARKONA hier gelungen, Klangwelten zu schaffen, die einen wirklich in ihren Bann ziehen. Zu „bemängeln“ wären allerdings die Überlänge, die es einem schwer macht, das Teil am Stück zu hören, denn so viel Zeit (genau 74 Minuten) hat man oft nicht. Es fehlt außerdem ein wenig an Tightness, vor allem bei den wirklich überlangen Stücken. Mit ganzen vier Songs, die rund zehn Minuten und länger sind, betrifft das dann natürlich einige. Trotz allem ein Album, das man – die richtige Stimmung vorausgesetzt – sicher öfter anhören wird.

13.01.2018

headbanging herbivore with a camera

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