Asphyx - Necroceros

Review

Dass „Necroceros“ jetzt erscheint, haben wir der Corona-Pandemie zu verdanken. So jedenfalls bestätigt Frontgrunzer Martin van Drunen den Entstehungsprozess von ASPHYX-Album Nummer zehn, wären die Niederländer doch unter anderen Umständen getourt und hätten nicht die plötzlich freie Zeit genutzt, um den neuen Hassbatzen einzutrümmern. Und der, das sei am Rande bemerkt, wurde im selben Line-Up eingespielt wie der Vorgänger „Incoming Death“ – ein absolutes Novum bei der Band aus Oldenzaal.

Konstanten und unverhoffte Gelegenheiten

Musikalisch – da brauchen wir nicht unnötig Spannung zu erzeugen – hat sich nicht viel geändert: „Necroceros“ steht nach wie vor für Death-Doom der schleifenden Sorte, garniert mit dem kranken Geknarze aus der Kehle des graumattigen Sängers. Und, klar, präsentiert van Drunen in seinen Texten wieder ein wahres Themenfeuerwerk: Von Krieg („Yield Or Die“) über Tempelritter („Knights Templar Stand“), Hungersnöte („Three Years Of Famine“) und broootale Phantasiewesen („Necroceros“) bis hin zu Nebenwirkungen nach Schönheits-OPs („Botox Implosion“) ist alles dabei, was das Death-Metaller-Herz begehrt.

Die Riffs stammen wieder allesamt aus dem Handgelenk von Gitarrist Paul Baayens, und das verleiht „Necroceros“ ein solides Fundament. Das vorab veröffentlichte, flotte „Botox Implosion“ lief schon gut rein und zeigte so etwas wie Feinheiten im ansonsten recht stumpfen Riffing. Das gilt auch für den Opener „The Sole Cure Is Death“, während das Doommonster „Three Years Of Famine“ mit fast schon gefühlvollen Gitarrenleads über einem epischen Part überrascht. Das klingt fast schon vielseitig für eine Band wie ASPHYX.

„Necroceros“ ist fast schon vielseitig – und vorhersehbar

Wenn man aber das solide Fundament anspricht, muss man leider auch einen anderen Aspekt von „Necroceros“ ansprechen, der sich bereits auf den letzten Alben, zumindest aber bei „Incoming Death“ angedeutet hatte: Teilweise ist das alles schon ziemlich vorhersehbar, was uns das Quartett hier auftischt. Natürlich erwartet niemand großartige Veränderungen oder gar neue Einflüsse im Sound, denn schließlich steht die Band seit Anbeginn für diesen Stil. Aber wenn man sich dabei ertappt, dass man beim ersten Hören die Riffs schon vorher weitersummen kann, dann sind sie vielleicht doch nicht so originell. Und das geht nicht nur einmal so.

Man kommt nicht umhin zu konstatieren, dass es ASPHYX in der Vergangenheit besser verstanden haben, immer noch einen ungewöhnlichen Kniff in die Riffs und in die Songs einzubauen. Etwas mehr Untergründigkeit und nicht bloß das Offensichtliche. Und die Extreme ein wenig weiter auszuloten. Es kann ja sein, dass die Musiker heute niemandem mehr etwas beweisen müssen, aber den Songs würde es manches Mal gut tun.

ASPHYX stehen für Abriss (müssen aber niemandem mehr etwas beweisen)

Natürlich stehen stehen ASPHYX auch mit „Necroceros“ für einen Abriss, und einige der genannten Songs machen ja auch Spaß. Aber es zeigen sich eben auch Ermüdungserscheinungen. Wer also die letzten Alben der Band abgefeiert hat, wird auch mit „Necroceros“ glücklich werden. Neue Fans wird die Band damit allerdings kaum erreichen. Die sollten sich erst einmal an die Frühwerke halten.

23.01.2021

- Dreaming in Red -

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