Bad Wolves - N.A.T.I.O.N.

Review

Die Gründe für den Superstar-Status der amerikanischen Band BAD WOLVES hat Kollege Klaas in seiner Review zum Debüt „Disobey“ bereits aufgezeigt – da finden sich gestandene Musiker, die in diversen bekannten Metalcore- und NuMetal-Kapellen Erfolge feiern konnten und jetzt eben angeführt von Muskel- und Tattoo-Gesamtkunstwerk Tommy Vext gemeinsame Sache machen. Diese Sache – das ist das nunmehr zweite Album „N.A.T.I.O.N.“ beziehungsweise ein Stilgemisch, von dem das Promoblättchen keck behauptet, dass es sich nicht etikettieren lasse. Aber Promosprech beiseite, schauen wir doch einfach mal genauer hin.

BAD WOLVES lassen es krachen

Erster Punkt: Es muss krachen. Der Opener „I’ll Be There“ verbindet djentige Riffs mit knalligen Drums und Stakkatogesang, dass der Boden erbebt. Nach diesem Rezept funktionieren beispielsweise auch der Rausschmeißer „LA Song“ und das Stück „Foe Or Friend“, bei dem vor allem der Kinder-Gangshout-Chor als Gimmick überzeugt. Und die Produktion ist wahlweise fett oder übertrieben modern.

Womit wir beim nächsten Punkt sind: Die Refrains sind mit allerlei Effekten auf Harmonie getrimmt. Das geht im Falle von „No Messiah“ ja gerade noch in Ordnung, aber beispielsweise bei „Learn To Walk Again“ ziemlich massiv auf die Nerven. Harmonizing everywhere. Und Tommy Vext mag als Aggro-Shouter seine Vorzüge haben, aber sein Klargesang ist offensichtlich so tonunsicher, dass ständig mit Autotune gegengesteuert werden muss.

BAD WOLVES können aber nicht nur knallig, sondern auch sanft. Jedenfalls findet sich auf „N.A.T.I.O.N.“ mit „Better Off This Way“ sogar eine Ballade, die recht gefühlvoll inszeniert ist. Daneben stehen Stücke vom Schlage „Sober“, das als Mitklatschhymne konzipiert ist, oder NuMetal-lastige Songs, die auf einen kompakten, harmonisierten Sound setzen.

„N.A.T.I.O.N.“ und das Doppel-Whopper-Gefühl der Übersättigung

Vielseitig ist das Album von der Anlage also, das stimmt durchaus. Allerdings ist die viel spannendere Frage, ob „N.A.T.I.O.N.“ denn auch gut ist und gute Songs beinhaltet, und hier trübt sich die Begeisterung – wenn diese denn anhand des oben Ausgeführten aufgebaut wurde – wieder ein. Denn auch wenn das Album auf Melodien setzt und nüchtern betrachtet einige stimmige Songs beinhaltet, bleibt mehr als einmal das Gefühl zurück, das alles schon einmal irgendwo anders gehört zu haben. Das liegt einerseits am genannten Harmonisieren der Gesangslinien: Irgendwann klingen diese alle ähnlich und/oder hinterlassen ein Doppel-Whopper-Gefühl der Übersättigung. Andererseits liegt es am Aufbau der meisten Songs, wo die Musiker häufig auf bekannte Schemata zurückgreifen. Die haben sich zwar schon anderswo bewährt, aber besonders aufregend sind sie eben auch nicht.

Somit können eher die wirklich knalligen Songs auf der Habenseite verbucht werden, während ein großer Teil des Songmaterials keinen Ausschlag in eine Richtung bewirkt. Unterm Strich ist „N.A.T.I.O.N.“ damit am ehesten ein Album für Fans.

20.11.2019

- Dreaming in Red -

Exit mobile version