Barren Earth - A Complex Of Cages

Review

Die finnisch-färöische Allstar-Band BARREN EARTH hat auf ihren bisherigen Alben eine deutliche Entwicklung an den Tag gelegt, und diese geht auch auf dem neuen Album „A Complex Of Cages“ rasant weiter: Auf dem Vörgängerwerk war dies vor allem dem Wechsel des Sängers hin zu Jón Aldará geschuldet, der gerade in den cleanen Passagen wesentlich ausdrucksstärker agiert als sein Vorgänger Mikko Kotamäki. Vor einem Jahr stieg dann auch Keyboarder Kasper Mårtenson aus, der durch Antti Myllynen ersetzt wurde. Ob das die weitere Entwicklung beschleunigt hat?

BARREN EARTH setzen auf „A Complex Of Cages“ ihre musikalische Entwicklung fort

Fakt ist: „A Complex Of Cages“ erzählt nur noch ansatzweise die schweren, stimmungsvoll-düsteren Geschichten von den tausend Seen. Stattdessen werden auf dem neuen Werk die progressiven Seiten hervorgekehrt. Das gleicht dann eher mittleren OPETH und DAN SWANÖ (remember „Moontower“) denn alten AMORPHIS. Die Riffs sind hakeliger, die Songsstrukturen komplexer und, wenn man so will, auch vielseitiger. Da nimmt ein Song schon mal mehr als nur eine Wendung und wechselt zwischen mehreren Stimmungen.

Das einleitende „The Living Fortress“ und „Further Down“ sind zwei schöne Beispiele, die alle diese Elemente vereinen, zwischen aller Progressivität aber auch die so geliebten melancholisch-süßen Melodien auffahren. „Solitude Pith“ und das abschließende „Withdrawal“ gehen allerdings weiter als bisher und kommen teilweise ohne verzerrte Gitarren aus. Das mag der in den Texten behandelten Thematik geschuldet sein, die das erweiterte Naturerleben hinter sich lässt und die Abgründe der eigenen Gedanken ergründet.

Progressivität und memorable Passagen gehen Hand in Hand

Wenn sich die Musik weiterentwickelt, der Gesang ausdrucksstärker und teilweise auch theatralischer geworden ist, so hat sich eine Sache allerdings nicht geändert: BARREN EARTH haben trotz aller Progressivität nach wie vor ein Händchen für eingängige Songs und memorable Passagen. Jedes Stück hat seine Vorzüge, egal ob das jetzt ein einzelnes Zwischenstück ist oder ein Gitarren- oder Keyboardsolo. Und niemand sollte daran zweifeln, dass die sechs Musiker in der Band genügend Erfahrung mitbringen, um trotz aller Progressivität ausgereifte und runde Songs zu schreiben. Mir hat der Vorgänger „On Lonely Towers“ durch die geradlinigeren Melodien zwar einen Ticken besser gefallen; trotzdem ist „A Complex Of Cages“ eine überdurchschnittlich gute Platte, die interessante, neue Wege für BARREN EARTH beschreitet.

12.04.2018

- Dreaming in Red -

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