Barren Earth - Curse Of The Red River

Review

Nun liegt es also vor, das erste vollständige Album der finnischen All-Star-Band BARREN EARTH, bei der neben den ehemaligen AMORPHIS-Recken Oppu Laine (Bass) und Kasper Mårtenson (Synthesizer) Marko Tarvonen am Schlagzeug mitspielt, Sami Yli-Sirniö (WALTARI, KREATOR) und Janne Perttilä (RYTMIHÄIRIÖ) in die Saiten greifen und Mikko Kotamäki (SWALLOW THE SUN) die Todesgrunzer beisteuert. Und wenn „Our Twilight“ eine EP gewesen ist, die Lust auf mehr gemacht hat, so ist „Curse Of The Red River“ die Wahrwerdung all jener Hoffnungen, die man sich aufgrund dessen machen durfte.

Um es auf einen Nenner zu bringen: Der Rote Fluss speist sich aus den Tausend Seen. Oder anders ausgedrückt: „Curse Of The Red River“ kann die Verwandtschaft zu alten bis mittleren AMORPHIS nicht verleugnen. Wobei das Album von den Talenten der einzelnen Musiker und deren reichhaltigem Erfahrungshorizont profitiert. So ist Mikko Kotamäki ein Meister der variablen Grunzer, beherrscht aber ebenso melancholischen Klargesang. Kasper Mårtenson wiederum hat sein Klangportfolio seit den Neunzigern erheblich erweitert. Und nicht zuletzt drückt Sami Yli-Sirniö mit seinem vielseitigen Gitarrenspiel der Musik seinen Stempel auf.

Herausgekommen sind neun Songs, die mal ungreifbar, mal zupackend klingen, dramatisch, harmonisch, ergreifend, lieblich, differenziert. So beginnt der Opener und Titeltrack mit todesbleiernen Schwere, nur um dann in proggige Gefilde abzudriften, mit Akustikgitarren, Flöten und leichtem Schlagzeugspiel. Das ist der Stoff, aus dem „Tuonela“ hätte sein sollen, es aber leider niemals war. „Forlorn Waves“ mit seinem majestätischen Klavierspiel klingt wie von „Elegy“ abgesprungen und überzeugt durch seine hinreißende Melodik. „Flicker“ ist zunächst einen ganzen Deut heftiger, überrascht dann aber mit Akustikgitarren und cleanen Vocals in der Strophe. „The Leer“ wiederum hätte sich bestens auf „Elegy“ gemacht, bevor Kasper Mårtenson für „The Ritual Of Dawn“ seinen Moog-Synthesizer hervorholt. Und ja, irgendwie ist auch das eine Geschichte von den Tausend Seen.

Natürlich wäre es ungerecht, allzu viele Verweise zu alten AMORPHIS zu setzen, aber erstens ist der Vergleich ja nicht der schlechteste und zweitens machen sich die sechs Musiker diese alten Vorgaben durchaus zu eigen – und daraus etwas Neues. Man höre nur „Cold Earth Chamber“ oder „Ere All Perish“, die ein unerhörtes Stilspektrum abdecken. Und wenn dabei neun Songs solcher Güte herauskommen, ist das aller Ehren wert. Kurz: Wer düsteren Death/Doom mit vielen proggigen Anleihen mag, auf musikalische Virtuosität genauso wenig verzichten möchte wie auf gute Songs, der kommt an BARREN EARTH und „Curse Of The Red River“ nicht vorbei.

15.03.2010

- Dreaming in Red -

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