Bohren & Der Club Of Gore - Black Earth

Review

BOHREN UND DER CLUB OF GORE mit „Black Earth“ im Doom-Special zwischen WINTER und MY DYING BRIDE? In der Nähe von SHAPE OF DESPAIR? Na logisch, denn wo passen BOHREN UND DER CLUB OF GORE besser hin als in eine Ecke mit den schwermütigsten Vertretern des Metal? Wenn man den speziellen Funeral Doom Jazz der Band schon kategorisiert, dann doch genau an dem Ort, wo es sich düstere Trauerklöße, schwarzmalende Postapokalyptiker und notorische Geschwindigkeits-Verweigerer so richtig gemütlich eingerichtet haben.

„Black Earth“ – vertonte, schleppende Finsternis

Denn „Black Earth“ von BOHREN UND DER CLUB OF GORE ist zweifelsfrei vertonte Finsternis in reiner Form. Da ist keine Freude, keine Liebe drin – das positivste Gefühl, das transportiert wird, ist bestenfalls als eine mittelmäßige, zynische Gleichgültigkeit zu verstehen. Na immerhin, könnte man sagen. Das negativste Gefühl gleicht eher einer schleichenden, nicht greifbaren Furcht, die kalt und durchdringend aus den Boxen wabert und die Raumtemperatur um einige Grad absenkt.

Was BOHREN UND DER CLUB OF GORE besonders gut können, was sie auf „Black Earth“ in Perfektion ausspielen, das ist die Fähigkeit, der Trostlosigkeit und der Schwermut unerschrocken ins Gesicht zu blicken. Es wird kein Satan beschworen, keiner verlorenen Romanze schluchzend nachgeweint, nicht drogengeschwängerten Fantasien nachgehangen. Hier wird in poetischer Manier nachts um halb Drei das letzte Bier an der geschlossenen Bude getrunken, das Weihnachtsfest allein gefeiert und die verflossene Beziehung leidenschaftslos per SMS abgeschlossen. Alles mit einem Achselzucken, aber dafür wirkungsvoll eingefangen im Stile eines Schwarz-weiß-Horrorfilms.

Hier versteckt sich „Constant Fear“, der schönste Track der Band-Diskographie, mit seinem leichten Saxophon, in unmittelbarer Nachbarschaft zu „The Art Of Coffins“, dem Titel, der mit seinem markanten, puristischen Bass selbst hartgesottenen Funeral Doom-Anhängern die Schweißperlen auf die Stirn treiben dürfte. Hier schlängelt sich „Midnight Black Earth“ mit seinen zerbrechlichen Akkorden durch die Einsamkeit, während „Grave Wisdom“ (was für ein Titel!) sich bedrohlich und monumental aufbaut, den Hörer unter sich begrabend.

„Mach mal Pause, Alter“, sagte das Schlagzeug zum Bass

Was „Black Earth“ nämlich besonders gut kann: Erwartungen schüren. Denn ein riesiger Teil der, nennen wir es mal etwas euphemistisch „Action“, spielt sich in den Augenblicken ab, wenn eben nichts passiert, sondern man erwartungsvoll auf die nächsten Noten wartet. All Killers, no Fillers, sozusagen.

Zwar ist „Dolores“ in der Gesamtbetrachtung noch ein bisschen surrealer als „Black Earth“, „Sunset Mission“ noch ein bisschen epischer (und sogar irgendwie „lässig“) und „Geisterfaust“ drastischer. Aber genau in diesem Delta bewegt sich „Black Earth“ mit einer Eleganz und Ausgeglichenheit, die das Album zum stärksten Werk in der Diskographie von BOHREN UND DER CLUB OF GORE macht. Und wahrscheinlich auch zu dem Album, das das Universum der Band am umfassendsten beschreibt, wenn man einen Einstiegspunkt in das Schaffen der Mühlheimer Trostlos-Virtuosen sucht.

BOHREN UND DER CLUB OF GORE liefern mit „Black Earth“ einen ästhetischen, puristischen und tiefschwarzen Gute-Laune-Zerstäuber. Höchstnote, keine Frage.


Diese Review erschien zuerst im Rahmen des Specials „Weltschmerz: Unsere liebsten Doom-Perlen„.

13.07.2017

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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