Booze Control - Forgotten Lands

Review

Klassischer Heavy Metal ist wieder auf dem Vormarsch, ganz besonders wenn ein gewisser Old-School-Vibe mitschwingt. Das zeigen zuletzt Bands wie VISIGOTH, NIGHT DEMON oder auch die fast schon wieder alten Hasen von METAL INQUISITOR. Beste Voraussetzungen also für die Braunschweiger von BOOZE CONTROL, die mit „Forgotten Lands“ tatsächlich schon Album Nummer vier vorlegen und, nach diversen Labelwechseln, nun auf dem Cruz del Sur Sublabel Gates of Hell Records gelandet sind. Haben wir hier also ein weiteres Highlight des immer mehr um sich greifenden Trends?

BOOZE CONTROL – Twin Leads, aber wenig originelles Riffing

Als würde uns die Band entgegen schreien wollen „jawoll, absolut“, beginnt der Titelsong direkt mit fetten Twin Leads. Das danach einsetzende Riff sorgt aber eher schon wieder für Ernüchterung, da es einfach wenig einprägsam ist und eher für ein wenig Langeweile sorgt. Der Gesang von David Kuri geht zwar in Ordnung, könnte aber auch kraftvoller und dynamischer auffallen, vor allen im Refrain. Letzterer hat dann in „Attack Of The Axemen“ etwas mehr Power, grundsätzlich fehlt aber einfach eine gewisse Bissigkeit. Das alles wirkt häufig einfach saft- und kraftlos. Während andere Bands vor purer Energie sprühen, plätschern BOOZE CONTROL zu oft einfach nur vor sich hin.

Auch wenn man versucht, die Songs immer mal wieder aufzulockern, wie zum Beispiel im quiekigen Refrain von „The Nameless“, sorgt der ständig gleiche Rhythmus und das eindimensionale Drumming zusammen mit den nicht immer einfallsreichen Riffs allzu oft dafür, dass Abwechslung eher Seltenheitswert hat. Eine solide Nummer folgt auf die andere.

Erst in „Slaying Mantis“ wird dann das Gaspedal mal richtig durchgetreten, dem Hörer fliegen ein paar lässige Riffs um die Ohren, endlich ist etwas von der vorher vermissten Power zu spüren. Zwar wird in der Strophe ein wenig Geschwindigkeit zurück genommen, aber nur um im gelungenen Chorus wieder ordentlich los zu preschen. Sogar hohe Screams kommen endlich zum Einsatz. Auch in den folgenden Nummern flechten die Niedersachsen bislang nicht gehörtes ein. Hymnische Parts finden immer mehr ihren Weg in die Songs, die ab und an eher an Power Metal erinnern, was der Band aber durchaus gut zu Gesicht steht.

Als krönender Abschluss wird in „Cydonian Sands“ nochmal richtig einer raus gehauen. Nicht nur bringt Kuri hier seine beste Gesangsleistung, sondern plötzlich sind da auch richtig geile Melodien und ruhige atmosphärische Parts, die einfach für viel mehr Dynamik sorgen und die acht Minuten verfliegen lassen. Schade, dass das alles so spät und vor allem so geballt in einem Song kommt. Von diesen Ideen hätte der Rest des Albums gerne mehr profitieren können.

Letztlich nur besserer Durchschnitt – „Forgotten Lands“

Live funktionieren BOOZE CONTROL ganz hervorragend, da bin ich mir absolut sicher. Auf Albumlänge haben sie aber leider massive Schwierigkeiten, Spannung zu erzeugen und diese aufrecht zu erhalten. Dem Material fehlt es an Abwechslung und an vielen Stellen auch an Power. Während die erste Hälfte bestenfalls aus soliden Rockern besteht, klingt die Band danach immer dann am besten, wenn sie sich aus ihrer selbst geschaffenen Komfortzone wagt, auch mal die Rhythmik verändert und mehr auf Atmosphäre setzt.

Die eher minimale Produktion trägt ihr übriges zum Gesamteindruck bei. Vintage ist ja gut und schön, aber wenigstens ein bisschen mehr Wucht hätte wohl ab und an Wunder wirken können. So bleiben einige gute Ansätze auf „Forgotten Lands“ übrig, aber um zu den aktuellen Helden des Old-School-Revivals aufschließen zu können, reicht das noch lange nicht. Da hilft dann auch das, wieder einmal, äußerst gelungene Amazonen-Cover-Artwork nicht wirklich weiter, „Forgotten Lands“ bleibt letztlich nur besserer Durchschnitt.

15.02.2019

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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