Brymir - Wings Of Fire

Review

Der Ausstieg eines Mitglieds ist meist ein harter Schlag für eine Band, häufig schwer zu kompensieren. Der Weggang von Keyboarder Janne Björkroth, der sich künftig voll auf seine Hauptband BATTLE BEAST konzentrieren will, könnte sich aber zu einer Win-Win-Situation entwickeln. Schließlich wurde BRYMIR in der Vergangenheit des Öfteren vorgeworfen, dass ihr Sound viel zu sehr mit Samples überfrachtet wäre. Prüfen wir also, ob die Finnen auf ihrem dritten Album „Wings Of Fire“ alles umgekrempelt haben.

BRYMIR – Das Synthetik-Orchester feuert aus allen Rohren

Schon die ersten Sekunden von „Gloria In Regum“ verraten einem: Nein! Das Synthetik-Orchester feuert bereits zu Beginn aus allen Rohren. Tatsächlich wird es allerdings auch schwer, bei einer Formation wie BRYMIR, die sich epischen, Soundtrack-artigen Metal auf die Fahnen geschrieben hat, komplett darauf zu verzichten, zumal sich ein echtes Orchester weit außerhalb der finanziellen Möglichkeiten bewegen dürfte.

Stilistisch verorten sich BRYMIR letztlich irgendwo zwischen Melodic Death, Pagan und sehr epischem Power Metal, der zwar teilweise an ENSIFERUM und WINTERSUN erinnert, allerdings wesentlich weniger folkig anmutet. Am ehesten zeigen sich Parallelen zu den Niedersachsen von KAMBRIUM, deren Abwechslungsreichtum und Verspieltheit von den Finnen jedoch nicht ganz erreicht werden kann.

Abgesehen von den natürlich zu jeder Zeit präsenten Keyboards, passiert auf „Wings Of Fire“ aber trotzdem allerhand spannendes. Gleich die beiden eröffnenden Songs überrollen den Hörer wie ein Hochgeschwindigkeitszug und lassen diesen geplättet (höhö) zurück. Jaulende Leads wechseln sich mit typischen Melodic-Death-Riffs ab und schaffen es dabei, trotz arschtretenden High-Speed-Angriffen, höchst eingängig zu bleiben. Man hat fast das Gefühl, dass sich Jannes Bruder Joona Björkroth hier im Gegensatz zu BATTLE BEAST, bei denen auch er ebenfalls aktiv ist, mal richtig austoben kann. Geschickt eingesetzte Chöre verstärken den hymnischen Charakter des Materials und bilden den richtigen Kontrast zu den Screams von Frontmann Viktor Gullichsen.

„Ride On, Spirit“ nimmt dann zu Beginn erstmals das Tempo heraus und bildet zumindest eine kurze Verschnaufpause. Nach einem atmosphärischen Intro wird die Double Bass aber schon wieder durchgedrückt und die bereits kennengelernten Trademarks der Band kommen erneut zum Einsatz. Tatsächlich kommt auch keiner der zehn Songs völlig ohne Geschwindigkeits-Attacken aus, abgesehen höchstens von „Lament Of The Ravenous“. Abwechslung wird also nicht unbedingt groß geschrieben, zumal die Zutaten der einzelnen Kompositionen auch immer dieselben sind. Vereinzelte Einschübe aus Death- und Black-Metal-Raserei, wie im düsteren „Sphere Of Halcyon“ stellen die wenigen Ausbrüche aus dem üblichen Sound-Korsett dar. Zwar geht „Wings Of Fire“ in der zweiten Hälfte ein klein wenig die Puste aus, das bereits im Frühjahr veröffentlichte „Chasing The Skyline“ sorgt aber dann doch noch für einen furiosen Abschluss.

Epischer Metal mit hohem Eingängigkeitsfaktor – „Wings Of Fire“

Nein, von weniger Keyboards und gesampletem Orchester kann auch auf „Wings Of Fire“ keine Rede sein. Die synthetischen Klänge fügen sich trotzdem recht passend in den gesamten Sound ein. Dies ist möglicherweise auch dadurch begründet, dass den Gitarren auf BRYMIRs drittem Longplayer einfach mehr Raum gelassen wird. Selten stehen die Keys daher so unangenehm im Vordergrund und klingen so nach Kirmes-Techno, wie in „Hails From The Edge“.

Liebhaber eines natürlichen Sounds wird dieses Album selbstverständlich völlig kalt lassen. Kompositorisch können BRYMIR dennoch einen Schritt nach vorne machen, da ihnen trotz eher wenig Abwechslung zehn äußerst eingängige Songs gelungen sind, die auch durch ihr teils atemberaubendes Tempo immer wieder in ihren Bann ziehen. Liebhaber von Bands wie WINTERSUN oder auch EQUILIBRIUM sollten hier durchaus mal ein Ohr riskieren, insbesondere wenn sie auf der Suche nach Hochgeschwindigkeitsmaterial sind.

23.03.2019

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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