Bullet For My Valentine - Scream Aim Fire

Review

Den grandiosen Erfolg, den die Briten von BULLET FOR MY VALENTINE mit ihrem Debütalbum „The Poison“ feiern konnten, muss man neidlos anerkennen. Schließlich verkaufte sich der Longplayer weltweit mehr als eine Million mal und in Deutschland wurde er sogar vergoldet – eine beachtliche Leistung für eine derart junge Band. Dabei darf natürlich auch das Management und das Label nicht unerwähnt bleiben, denn letztendlich wird die aggressive Veröffentlichungspolitik und das finanzielle Ausschlachten eines – zugegeben – sehr interessanten und gar nicht üblen Debüts – wie so manch einer vielleicht denken mag – mit unzähligen Singles, Live-Aufnahmen und limitierten Re-Releases, die den Zorn von Fans und Neider gleichermassen heraufbeschwor, eher auf ihrem Mist gewachsen sein, als auf dem der Band.

Aber ob man BULLET FOR MY VALENTINE nun etwas abgewinnen kann oder nicht, das muss letztendlich jeder für sich selbst entscheiden, denn die Band klingt auch nicht austauschbarer als andere Bands, um einen Punkt vieler Kritiker an dieser Stelle vorab aufzunehmen, doch mit einem kleinen aber feinen Unterschied: die Band versteht es, wunderbare Melodien in metallische Songs unterzubringen. Dabei war „The Poison“ lediglich ein Metal-Album auf der Höhe der Zeit, das genau das bot, was vor allem die jüngere Generation hören wollte: gut produzierte und moderne Metalsongs für die breite Masse mit klarem Gesang, wohl dosierter Aggression und obligatorisch-herzerweichenden Balladen.

„Scream Aim Fire“, das nunmehr zweite Album der Band, setzt genau diese Tradition fort, denn zusätzlich zu der in der Tat vorhandenen stärkeren Orientierung am Metal – was momentan angesagt zu sein scheint und hier nicht selten an METALLICA erinnert, wie es TRIVIUM bereits vormachten – bietet auch diese Scheibe genau das, was man erwartet: modern klingende Metalsongs mit gezielt eingeschobenen Moshparts, einer Prise Emo, wütendem Gebrüll, Lyrics, die sich u.a. mit Schulproblemen und Herzschmerz beschäftigen, mit Themen unserer Jugend, denen sich unsere Gesellschaft zu gern verschließt um später ein Fehlverhalten an Haaren herbeigezogenen Situationen zu rechtfertigen, und einer spielerisch-technischen Versiertheit, an der sich so manche Altherren-Gruppierung noch eine Scheibe abschneiden könnte – quasi maßgeschneiderte Musik also, die die Kids von heute hören wollen, ohne Zweifel eine klar kalkulierte aber auch gekonnte Mischung aus packenden Melodien, Double-Bass-Einsätzen, Gitarrensolis und einer sauberen, glasklaren Produktion.

Obwohl „Scream Aim Fire“ einige ausgezeichnete Songs zu bieten hat, wie den stark an (frühe) METALLICA angelehnten Titeltrack, die wunderschöne Power-Ballade und mein persönliches Highlight „Hearts Burst Into Fire“, das wütende „Waking The Demon“, das mit ausgezeichnetem Gesang vorgetragene „Take It Out On Me“ oder den im Midtempo angesiedelten Rausschmeißer „Forever And Always“, vermisse ich doch ein wenig solche Songs wie zum Beispiel „All The Things I Hate (Revolve Around Me)“ und „Tears Don’t Fall“, die meiner Meinung nach zwar wesentlich mehr auf Hit getrimmt waren, aber gelegentlich auch den ein oder anderen Zweifler so manches Mal in rockende Bewegungen und Zuckungen im Kopfbereich versetzte. Ein solches Phänomen vermisse ich hier (noch?) ein wenig.

Wen „The Crusade“ von TRIVIUM oder ATREYUs „Lead Sails Paper Anchor“ in Ekstase versetzte oder wer ganz einfach auf modernen Metal abfährt, der sollte „Scream Aim Fire“ unbedingt eine Chance geben! Alle anderen werden sicherlich auch diesmal nicht glücklicher als mit dem etwas hitlastigeren „The Poison“. So bleibt eigentlich nur abzuwägen, ob man noch auf den in kurzer Zeit mit grosser Wahrscheinlichkeit folgenden Re-Release mit haufenweise Bonusmaterial wartet, oder ob man sich bereits jetzt auf das Album stürzt.

23.01.2008
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