Chimaira - Chimaira

Review

„Wir werden auch die ersten sein, die sich wieder entfernen werden von etwas, was bald eine gesättigte Szene sein wird“, sagte Sänger Mark Hunter im metal.de-Interview über die Konsequenz aus der Entwicklung der Metalcore Bewegung für die Zielrichtung ihres neuen Albums, was sich, genauso schlicht und treffsicher wie das Artwork ist, „Chimaira“ nennt. Wie oft verhält sich das dritte Album in einer Musikerkarriere als Wegweiser, sei es nach unten oder nach oben? Und dann kommen die angeblichen Anführer des „New Wave Of American Heavy Metal“ daher und knallen einem ein Album vor den Latz, bei dem bis auf ein Lied keines die Fünfminutengrenze unterschreitet. CHIMAIRA scheißen mit ihrem neuen Album auf Platitüden und waschen sämtliche Stempel von sich.

In Einklang mit dem rohen Sound lässt Mark Hunter die cleanen Vocals gänzlich stecken und konzentriert sich voll auf seine charakteristischen Shouts. Schon in dem für CHIMAIRA Verhältnisse sehr vertrackten Opener „Nothing Remains“ nimmt die thrashige Gitarrenwand zum ersten Mal überhand. Doch fliegen die Fetzen erst richtig im drückenden „Save Ourselves“, das live mit Sicherheit für ein Massaker sorgen wird – was für ein Monsterriff! Das messerscharfe Saitenspiel begleiten verstärkt und gezielt gesetzte, Brücken bildende Soli und eine Schlagzeugfraktion, die einem am liebsten den Stick direkt in den Arsch schieben würde. Doch es geht auch massiger: Wenn „Everything You Love“ eine Liebeserklärung an den Groove sein sollte, könnte diese gewiss als gelungen bezeichnet werden. Um die Keyboardelemente und Samplings des sechsten Mann im Bunde wahrnehmen zu können, muss man schon ganz genau hinhören, um dann aber um so mehr feststellen zu können, wie er den Sound der Band detailverliebt unterstreicht, nie aber übermalt („Lazarus“).

Betrachtet man das thrash-beeinflusste Werk als Ganzes, so sind die Amerikaner jedoch noch nicht im Stande, den Spannungsbogen über die komplette Strecke der zum Teil künstlich lang gehaltenen und damit teilweise konstruiert wirkenden Songs („Bloodlost“) zu halten. So hängt das Album gegen Mitte ein wenig durch. Mark Hunter sollte mehr Vielfalt in seine für die Band charakteristische Stimme bringen, um auf Dauer nicht eintönig zu wirken. Zudem wäre an einigen Stellen etwas mehr Zurückhaltung den Instrumenten gegenüber von Vorteil. Dennoch ist ein mutiges Kraftpaket einer musikalisch erwachsen gewordenen Band entstanden, das in seinem durchdringenden und selbstbewussten Auftreten mit Sicherheit nicht im Vorbeigehen gehört werden will, die GANZ großen Bands aber dennoch an sich vorbeiziehen lassen muss.

15.08.2005
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