Chotzä - Pächschwarz

Review

Die letzten Releases des Berliner Labels Folter Records, die unter dem Stern rotziger Black-/Thrash-Attitüde erschienen, waren häufiger etwas für besondere Liebhaber und konnten nicht immer durch Qualität überzeugen. Mit dem Berner Quintett CHOTZÄ sieht das hingegen anders aus, denn irgendwo zwischen Black-/Thrash Metal, Punk und Rock’n’Roll gelegen, wissen die bewusst primitiv agierenden Schweizer, wie in diesem Bereich wirksame Impulse zu setzen sind. Mit lyrischen Ergüssen knapp unter dem Niveau der BÖHSEN ONKELZ kann man zwar sicherlich nicht mehr provozieren, doch auf ihrem vierten Album „Pächschwarz“ passen Ross und Reiter schlichtweg zusammen.

Straßenflair und CARPATHIAN FOREST

Zuerst einmal ist das vierte Album, welches erneut im Berner Dialekt eingekotzt wurde, handwerklich mehr als solide aufgezogen. Der Opener „Gottvergässä“ offenbart spärliche gesangliche Einsätze, dafür scharfes, rockig untermauertes Riffing, das mit leicht unterkühlten Melodien durchzogen ist, sodass der Black-Metal-Bezug von CHOTZÄ unverkennbar bleibt. Auch wenn „Pächschwarz“ in den Iguana Studios keineswegs Rumpelketten übergestreift bekommen hat – viel mehr klar und kernig produziert ist, so beschwören die Schweizer eine angepisste Aura, die zwischen Straßenflair und obskurem Schwarzmetall der Marke CARPATHIAN FOREST wandelt.

Dazu agieren CHOTZÄ dennoch im Rahmen ihres Programms abwechslungsreich. Der Titeltrack ist eine absolute Hymne zum Fäuste recken, „Satan’s Sündä“ ist mit sakral anmutendem Cleangesang vielleicht am Ehesten dem Black Metal zugewandt, das abschließende „Wundgang“ ein zäher Brocken. Der Fünfer bewegt sich in einem musikalischen Segment, das musikalische Weiterentwicklung und Innovation bewusst einer kompromisslosen Unnachgiebigkeit unterordnet. Dem gehen CHOTZÄ zwar auch nach, loten aber die Grenzen der eigenen Beweglichkeit durch musikalische Raffinesse und einfallsreiches Songwriting so weit als möglich aus.

Entflammende Melodien in abstoßender Hülle

Gerade der Saitenfraktion gelingt es, „Pächschwarz“, durch entflammende Melodien und das richtige Gespür für dessen Einsatz, durchaus zu einer Besonderheit zu machen. Unter einer inhaltlich gewollt abstoßenden Hülle verstecken die Schweizer hier acht abwechslungsreiche Songs, die nicht der eindimensionale Schlag ins Gesicht sind, den man hier vielleicht propagieren mag, sondern erinnert an „Black Shining Leather“ in Neuzeit.

25.04.2024
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