Clawfinger - Zeros And Heroes

Review

Zwei Dinge muss man CLAWFINGER bei aller Kritik in den letzten Jahren immer zugute halten: 1. Ihre ersten beiden Alben „Deaf Dumb Blind“ und „Use Your Brain“ gehören in vielen Plattensammlungen zu den immer wieder gerne herausgekramten Perlen. 2. Diese Band ist die einzige, die den Crossover-Hype Mitte der 90er überlebt hat und heute immer noch ernst zu nehmende Mucke macht. Ok, ihre letzten beiden Outputs „Clawfinger“ und „A Whole Lot Of Nothing“ waren nicht unbedingt das Gelbe vom Ei, aber einzelne Songs wie z.B. „Biggest & The Best“ haben immer gezeigt, dass es die schwedisch-norwegische Kolaboration noch nicht ganz verlernt hat. Meine Hoffnung auf eine Rückbesinnung zu alter Stärke ist deswegen nie erloschen. Und siehe da, ihr Fünftwerk „Zeros & Heroes“ legt mit seinem Titeltrack auch gleich äußerst zufriedenstellend los. Dieser Song kommt mit seiner klassisch-straighten Art und seinem prägnanten Refrain Klassikern wie „The Truth“, „Nigger“ oder „Do What I Say“ endlich mal wieder richtig nahe. Genauso vielversprechend geht es mit der ersten Single „Recipe For Hate“ weiter. Ebenfalls sehr cool dröhnen das mit leicht an RAMMSTEIN erinnernden Arrangements ausgestatte „15 Minutes Of Fame“ und das durch seine Aggressivität bestechende „World Domination“ aus den Boxen. „Bitch“ markiert danach die erste Überraschung auf „Zeros & Heroes“. Oder hättet ihr von CLAWFINGER eine relaxte, in den ruhigen Parts an EVERLAST/KID ROCK angelehnte Country-Rock-Nummer erwartet? „Four Letter Word“ ist ebenfalls überraschend melodiös ausgefallen und klingt so, als hätte man 3 DOORS DOWN durch den CF-Fleischwolf gedreht. So muss man zugeben, dass die erste Hälfte dieser Langrille das beste ist, was die Crossover-Pioniere seit 1995 geschrieben haben. Leider kann der Rest von „Zeros & Heroes“ dieses Niveau nicht ganz halten. Dafür ist „Money Power Glory“ zu simpel, der Refrain von „Live/Die“ zu unbeholfen, „Step Aside“ durch sein Hip-Hop-Gedümpel zu langweilig und „Swallow The Disgrace“ zu gemächlich und zahm ausgefallen. Einzig das einem wieder RAMMSTEIN in den Sinn rufende „Kick It“ und „Everything Crumbles“, das zwar sehr süss-poppige Vocallines, dafür aber auch brettharte Gitarren aufweist, kratzen am Niveau der ersten Plattenhälfte. Fazit: Die Drum n‘ Bass-Experimente von „A Whole Lot Of Nothing“ sind einer zum Glück wieder kernigeren Rockausrichtung gewichen, bei der man die bekannten CLAWFINGER-Trademarks wie das abgehackte Stakkato-Riffing und Zaks markanten Sprechgesang nicht missen muss. Zudem ist das Songwriting im Gesamten gesehen wieder griffiger und zupackender geworden. Somit ist „Zeros & Heroes“ für eingefleischte Fans 100%ig zu empfehlen, aber auch Kritiker und Skeptiker werden anerkennen müssen, dass sich diese Band wieder auf dem richtigen Wege befindet.

02.07.2003
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