Cretin - Stranger

Review

Musikalisch waren mir die Kalifornier CRETIN immer als Duplikat bekannt. Da gibt es einerseits die müden, also jene mit der “Oft versucht, nie geschafft“-Attitüde, andererseits aber auch solche, die durch ein hohes Maß an Authentizität zu bestechen wissen. Zu dieser Sorte zählte für mich der Vierer aus San Jose, auch wenn mich deren Outputs nie komplett fesseln wollten. Mag vielleicht auch nicht unwesentlich daran liegen, dass ich auch REPULSION, die hauptsächlich Pate standen, immerzu für ein wenig überbewertet hielt.

Nun hat sich allerdings rein förmlich etwas getan, steht doch neben der neuen Gitarristin Elizabeth Schall (u.a. DREAMING DEAD), auch an der Frontposition ein zumindest neuer Name. Marissa Martinez, die aber nicht etwa die Schwester des vorherigen Sängers Dan ist, sondern ebendieser selbst, nur in einem weiblichen Körper. Durchaus interessante Geschichte, die in aller Ausführlichkeit zu erwähnen allerdings bereits vorahnen lässt, dass “Stranger“ für den geneigten Hörer wenig Neues bietet.

Diese Erkenntnis darf nun jeder für sich selbst auslegen wie er möchte, denn qualitativ und stilistisch bleiben CRETIN ihrem Stiefel in jedweder  Hinsicht treu. Auch Marissa bleibt weiterhin bei einem bitterbösen bissigen Organ, das von der rockig chaotischen Instrumentalfraktion bestens unterstützt wird. Es bleibt zwar nicht viel hängen, doch die Amis lassen auch nicht viel Lebendiges zurück. “Stranger“ charakterisiert sich durch vergleichsweise wenige Parts zum Durchschnaufen, sondern einer mächtigen Urgewalt aus dem Bauch heraus.

So reiht sich auf dem zweiten Album der Band Song an Song, erinnert manchmal täuschend an die großen Idole wie die o,g. REPULSION oder auch NAPALM DEATH und donnert ansonsten durch die musikalische Landschaft wie ein klassischer D-Zug. Für mich ist das eher bedingt überzeugend, Fans können hingegen beinahe bedenkenlos zugreifen.

02.12.2014
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