Dark Age - Acedia

Review

Nach dem letzten DARK AGE-Album war ich der Meinung, dass die Band – wenn auch auf hohem Niveau – mehr oder minder stagniert und einfach nicht mehr das alte Feuer von Alben wie „The Silent Republic“ und „Dark Age“ anzufachen weiß. Diese Aussage muss ich jedoch überdenken, denn auf „Acedia“ brennen die Herren gleich elf Großbrände ab.

Das geht mit dem Opener „Kingdom Nevercome“ los, der mit fast zerbrechlich wirkenden Gitarren beginnt, zu denen sich langsam Drums hinzugesellen, um schließlich mit einer brachialen Urgewalt über den Zuhörer hereinzubrechen, die sich gewaschen hat, und zieht sich über Tracks wie „Devote Yourself To Nothing“ und „Neon Gardens“, die mit extrem eingängigen Ohrwurmrefrains nicht mehr aus dem Kopf zu bekommen sind, und „Zeitgeist (Ghost In A Machine)“, einer hervorragend gelungenen, diabolischen Mischung aus Industrial und Death’n’Roll, sowie dem sehr atmosphärischen und mit leicht elegischen Passagen durchsetzten „All The Unfulfilled“, hinweg, um letztendlich im atmosphärischen Speed-Monster „Myself Heretic“ zu enden. Dabei kommt jeder einzelne Song mit einem ungemeinen Groove-Charakter daher, der jeden Widerstand, sich von der Musik nicht anstecken zu lassen, im Nu bricht.

Härtere Passagen wechseln sich gekonnt mit sanfteren Tönen ab. Diese laut/leise Dynamik erschafft eine Spannung, die auch auf Dauer verhindert, dass die Songs eintönig oder langweilig klingen: Das sehr modern klingende „Babylon Riots“ zum Beispiel startet mit abwechselnd galoppierenden Drums und einer guten Double-Bass-Salve, um gleich in einen ruhigen Part überzugehen, welcher wiederum fließend in härtere Töne wechselt. Auch dieser Song offenbart absolute Ohrwurmmelodien, von denen es auf dieser Scheibe nur so wimmelt.

Sowohl die Gitarren als auch die Drums hämmern schlichtweg auf die Fresse, bis die Läuse aus dem Pelz fallen. Auch die stärker ins Geschehen eingreifenden, atmosphärischen Keyboards, die diesmal mehr als nur ein solides Fundament für die Gitarren liefern und sich wie ein unsichtbarer aber ständig präsenter Schleier über die Songs legen, und die eindrucksvoll variablen Vocals, die zwischen Klargesang, Growls und wie bei ENTER SHIKARI diesmal auch gelegentlich verzerrt variieren, verleihen den Songs einen wesentlich düstereren, melancholischen Eindruck und dem Sound vielfältige, angenehm facettenreiche Nuancen. Dabei sind viele Stücke im Mid- bzw. Up-Tempo-Bereich angesiedelt, was erstklassige Abgehnummern garantiert, und besticht durch dreckige, fette Riffs gepaart mit einer prägnanten Leadgitarre, was sich ganz besonders zur Halbzeit des Albums mit „10 Steps To Nausea“ manifestiert.

Angesichts der Qualität, die DARK AGE mit „Acedia“ abliefern, auch was die extrem fette Produktion anbelangt, fällt das Fehlen eines nennenswerten Gastmusikers – abgesehen vom Bonustrack, der nur auf der limitierten Digipack-Version erhältlich ist -, und des für die Band bereits obligatorisch gewordenen Coversongs, ganz und gar nicht ins Gewicht. Diese hätten zwar noch einmal für ein ordentliches Namedropping im Sinne der Plattenindustrie gesorgt, aber doch nur vom Wesentlichen abgelengt, denn das sind letztendlich die vorliegenden elf Highlights im Schaffen der Hamburger.

Respekt! DARK AGE haben mit diesem Album einfach alles richtig gemacht: Wer „Acedia“ hört, wird sich der Atmosphäre, dem Charme, schlichtweg der Grandezza dieses Albums nicht entziehen können. Dieses Album macht süchtig! Einfach beispiellos zum Heulen phantastisch! Der Effekt der Langzeitwirkung und des zusätzlichen Entfaltungspotenzials übertrifft alle Erwartungen.

05.11.2009
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