Dark Forest - Beyond The Veil

Review

In meinem Review zur letzten Scheibe “The Awakening” habe ich die Briten DARK FOREST nicht nur über den grünen Klee gelobt, sondern ihnen auch neun fette Punkte unter die Rezension geschrieben. Zu denen stehe ich auch heute noch, da die Scheibe nach wie vor beinahe wöchentlich auf dem Plattenteller landet. Etwas mehr als zwei Jahre später stehen DARK FOREST mit “Beyond The Veil” wieder vor der Tür und fordern volle Konzentration vom Hörer.

Wohin geht die Reise?

Volle Konzentration, da die Kompositionen des Quintetts zwar immer melodisch sind, man auf der anderen Seite aber genau zuhören muss, um alle Facetten von „Beyond The Veil“ zu erfassen. Damit hat sich im Vergleich zum Vorgänger nicht wirklich viel geändert. Das Songwriting ist nach wie vor auf höchstem Niveau angesiedelt, die Atmosphäre wie schon auf “The Awakening” einzigartig. Auch die dezent in den Bandsound integrierten Folkeinflüsse sind weiterhin vorhanden und sorgen für das gewisse Etwas. Das gilt auch für den Gesang von Fronter Josh Winnard, der auch im Jahre des Herrn 2016 wieder einen wunderbaren Job erledigt. Diese warme, charismatische Stimme passt perfekt zu den starken Kompositionen und der Melodieführung des Gitarrendoppels Christian Horton und Patrick Jenkins. Dabei schaffen es die Herren eine Ausgewogenheit in die Stücke zu zaubern, die ich lange nicht gehört habe. Zwischen harten Riffs und IRON MAIDEN-artigen Rhythmusgitarren stehen immer wieder fragile, melancholische Melodielinien, die sich aberr im richtigen Moment fangen und nicht zerbrechen, sprich ins Kitschige abdriften. Hinzu kommen Refrains, die fernab jeglicher stereotypischer Tralalala-Melodien stehen, dabei aber ebenso gut funktionieren. Ein weiterer Grund also, der Band die volle Konzentration zu schenken und den klar in der NWoBHM wurzelnden Heavy Metal von DARK FOREST in Ruhe zu genießen – vielleicht bei einem Gläschen Scotch. Stücke wie “Blackthorn”, “Earthbound” oder über 13 Minuten lange “The Lore Of The Land” zahlen es der Geduld des Hörers in mehrfacher Hinsicht eindrucksvoll zurück.

Zurücklehnen und genießen

Manuel Trummer von ATLANTEAN KODEX hat in einem Interview mit metal.de einmal gesagt, dass die Musik seiner Band nicht für den schnellen Konsum geeignet ist, sondern ‘den Hörer vielmehr aus der Welt herausholt’. Genau das trifft auch auf “Beyond The Veil” zu. Die vielen wunderschönen Melodien, die durchdachten Arrangements, sowie die Stimme von Josh Winnard schaffen es perfekt den Hörer aus seinem Alltag zu entführen und auf eine Reise zu schicken, beginnend beim Opener “On The Edge Of Twilight”. Hier und dort eingestreute Natursamples und auch das gelungene Artwork vervollständigen diesen Eindruck.

Freunde traditionellen Metals kommen an DARK FORESTs “Beyond The Veil” nicht vorbei, und ich frage mich schon länger, wo diese Band wohl heute stehen würde, wenn sie mit exakt diesem Sound schon Anfang der Achtziger am Start gewesen wäre. Fakt ist jedenfalls, dass das vierte DARK FOREST Album definitiv zu den Highlights 2016 zu zählen ist.

02.09.2016
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