Dark Fortress - Eidolon

Review

Unbeirrt vom Ausstieg ihres langjährigen und imageprägenden Sängers Azathoth im letzten Jahr scheinen mir DARK FORTRESS zu sein. Die Landshuter ließen ihr mittlerweile fünftes Album kurzerhand von ihrem neuen Sänger Morean textlich umarbeiten und ballern es nun als „Eidolon“ unters Volk. Und ich vermute sehr stark: damit werden sie bestens ankommen, und das nicht nur bei den Mädels.

„Eidolon“ ist ein überraschend düsteres Album geworden. Zum einen ist der musikalische Teil abwechslungsreicher geworden, als es meiner Ansicht nach noch auf dem relativ drögen „Séance“ vor zwei Jahren zu begutachten war. Mittels einiger wirklich schmissiger Riffs, bei denen umfangreich aber gekonnt neueren SATYRICON gehuldigt wird („Baphomet“ oder „Edge Of Night“ – dreist, aber geil!), möbeln DARK FORTRESS ihren sonst überaus fixen und kühlen Black Metal bangkompatibel auf, verlieren aber nie die Songdienlichkeit aus den Augen. Zwischen schwedisch inspirierten Highspeedtracks mit sphärischem Touch („No Longer Human“), die selbst die Kollegen von NAGLFAR heute in dieser Güte nicht mehr auf die Kette bekommen und klassisch düsteren Black-Metal-Songs mit Black’n’Roll-Einschlag („Cohorror“) verstecken sich auch Songs, die zeitweise an klassischen Rock, mitunter auch sowohl an die rhythmisch-industrielle Kühle der mittleren DIMMU-BORGIR-Phase als auch einige stiloffene Metalcore-Kapellen erinnern („The Unflesh“ oder „Analepsy“).

Sehr gut gefällt mir der ausgewogen gelungene, aber sehr prägende Keyboardeinsatz in den Songs, der mitunter fast das Flair von TIAMATs „Clouds“ versprüht (ebenfalls „Analepsy“) und die letzten Reste an Dunkelheit vermittelt, die eben mit purer Raserei nicht zu erreichen sind. Schön, dass die Jungs das erkannt haben.

Und Morean? Stimmlich vollkommen anders gelegen als Azathoth, macht sich der Mann auf seinem Gesangsdebut mehr als erstaunlich gut, gibt sich variabel, knurrig und erstaunlich genrefremd. Statt hysterischem Gekreische erleben wir, wie sich Morean als Bandneuling überaus homogen in den Gesamtklang von DARK FORTRESS einfügt, seine Stimme verfremden, verzerren, pitchen und verhallen lässt und in seiner kontrollierten Exzentrik dabei durchaus manchmal an Attila Csihar erinnert. Der Mann geht vollkommen in seiner Rolle auf, macht seine Sache professionell und gut und hat damit der ganzen Band einen großen Dienst der Erneuerung erwiesen. Ganz analog zu den Songs ist Morean ein, pathetisch gesagt, eher im Dark als im Black Metal verhafteter Sänger mit einer seltenen Stimmbandbreite.

Mich freut, dass „Eidolon“ das neben „Stab Wounds“ stärkste Album von DARK FORTRESS geworden ist, vielleicht sogar das bessere von beiden. Die Produktion ist auf international hohem Niveau (wenn auch relativ steril, so doch weniger steril als beim direkten Vorgänger), die Songs bis auf ein oder zwei leichte Hänger weit überdurchschnittlich gut und einprägsam, die Band hörbar stilsicherer geworden und instrumental absolut fit. „Eidolon“ tritt vielleicht nicht in die tiefsten Tiefen der Black-Metal-Mystik ein, bricht keine Geschwindigkeits- und keine Originalitäts-Rekorde, ist dafür aber ein gut hörbares Album geworden. Wer mit modernem Black Metal nur das Geringste anfangen kann, wird bei „Eidolon“ in Verzückung geraten.

09.02.2008
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