Dark Fortress - Venereal Dawn

Review

Quo Vadis, DARK FORTRESS? Viereinhalb Jahre hat es gedauert, den Prozess bis zur Veröffentlichung von  „Venereal Dawn“ abzuschließen. Viereinhalb Jahre mit Tournee und Promoarbeit, musikalischer Stilstand und viel Arbeit außerhalb der Band führte DARK FORTRESS an die Belastungsgrenze. „Venereal Dawn“ nun soll einen weiteren Bruch mit der Bandhistorie darstellen und den bislang eingeschlagenen Pfad verlassen – kompromisslos und eigenwillig. Dennoch ist „Venereal Dawn“ eindeutig und unzweifelhaft DARK FORTRESS – ein gelungener Drahtseilakt. Nun muss ich gestehen, kein großer Anhänger der direkten Vorgängeralben „Eidolon“ und „Ylem“ zu sein, in hohem Maße jedoch der Arbeiten des Nebenprojektes NONEUCLID – die Voraussetzung, dass der neue Silberling also auf fruchtbaren Boden fällt, besteht. „Venereal Dawn“ also: Eine neuerliche Weggabelung auf der Reise der dunklen Festung – ein vernünftiger Schritt, denn DARK FORTRESS haben unglaubliches Potential, alles andere als Weiterentwicklung dieser Band wäre beinahe unverzeihlich. Die sechs Herren geben sich auf Album Nummer Sieben dann auch tatsächlich abwechslungsreicher, kompositorisch ausgereifter und technisch anspruchsvoll. Mithin eine ausgezeichnete Ausgangslage für ein tolles Album – einzig: Wo viel Licht, da viel Schatten.

So verblüfft „Lloigor“ mit beinahe OPETH-esquer Eröffnung, ein musikalischer Charakterzug, der überraschenderweise des Öfteren auf dem Album zum Vorschein kommt. So passt auch das ausgiebige Gitarrensolo in „Chrysalis“ in dieses progressive Bild – ein Titel, der auch ansonsten erfreut mit postigen Zügen und welcher Moreans beinahe Attila-ähnliches Organ schön in Szene setzt. „Luciform“ als groovende Black´n´Roll-Nummer lässt ebenfalls aufhorchen: Starke Titel, allesamt. Wobei die vielfältigen Ideen aber leider an anderer Stelle auch daneben zielen: Der in „Betrayal And Vengeance“ eingesetzte weibliche Gesang wirkt aufgesetzt, „I Am The Jigsaw Of A Mad God“ trägt nicht richtig über die knapp acht Minuten und „Veneral Dawn“ selbst klingt aus zu vielen Elementen zusammen gesetzt. Über diesen Details, die nach eigener Fasson und musikalischem Geschmack leichter oder schwerer wiegen, thront  jedoch eine fundamentale Problematik: Die neun Songs verhaften nicht dauerhaft im Gehörgang und das atmosphärische Potential bleibt dadurch unausgeschöpft – Ausdruck und Paradebeispiel für große künstlerische Ambitionen, aber leider zu wenig gelebte Emotionen. Denn gerade die instrumentalen Fähigkeiten, angefangen bei dem stellenweise fast unterfordert wirkenden Drumming von Seraph und der mehr als soliden Gitarrenarbeit der Herren V.Santura und Asvargr, bieten eine Vielfalt an Möglichkeiten, die leider in kein abschließend stimmiges Gesamtkonzept gegossen werden.

Ich möchte „Venereal Dawn“ unbedingt stärker einschätzen als die beiden Vorgänger. Und auch auf die Gefahr hin, dass der Eindruck entstehen kann, dass hier ein „Früher-war-alles-besser“-Verweigerer am Werke ist, möchte ich hinzufügen, dass „Stab Wounds“ und „Séance“, die mit ihrer Ursprünglichkeit und dichten Atmosphäre überzeugen konnten, trotz instrumental beschränkterer Möglichkeiten doch deutlich kraftvoller daher kommen. „Venereal Dawn“ ist ein ordentliches Album, im Detail ausgefeilt, als Ganzes jedoch mit einem gewissen „Teflon“-Effekt ausgestattet, der das Anbacken des Hörers verhindert: Das alles macht „Venereal Dawn“ ganz sicher nicht zu einem schlechten Album und ist Kritik auf hohem Niveau, denn wer mit dem Sound und dem musikalischen Konzept der Landshuter bislang gut gefahren ist, der wird auch hier bestens bedient – ich allerdings bin leider abgeglitten.

16.09.2014

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

Exit mobile version