Darkspace - I

Review

In der tiefen Schwärze des Weltraums steuert ein Raumschiff auf ein schwarzes Loch zu, welches mit unstillbarem Hunger alles Materielle in sich aufsaugt, nur um noch mächtiger, größer und böser zu werden. Während das Schiff hineingesogen und die Dimensionen ineinander verschwimmen und alles Wirkliche unwirklich und alles Unwirkliche wirklich wird, beginnt der apokalyptische Soundtrack zum Quantensprung. DARKSPACE beginnen ihr Werk und kreieren die passenden Klänge zur existenziellen Vernichtung und konzeptionellen Neuerschaffung.

Mit „I“ beginnt die erste offizielle Etappe der Reise ins abgrundtiefe Nichts des Alls. Durchnummeriert von „1.1“ bis „1.7“ erzeugen die Schweizer DARKSPACE eine Welt irgendwo zwischen Black Metal, Dark Ambient und fast schon Industrial-artigen Geräuschkulissen. Rasende Drums zwischen Dauer-Blast und bollerndem Irgendwas, sägende Gitarren, ausladende Melodiebögen in Form langer Gitarrenläufe, extrem verhalltes und verzerrtes Gekreische sowie ein roher und vollkommen ungeschliffener Sound, der dem Namen DARKSPACE genau diesen kalten Tod einhaucht, den er versprüht.

DARKSPACE „I“ ist keine herkömmlich zu bewertende Musik, sondern eine reine Gefühlssache. Diese Musik hört man nicht um sie als einzelne Lieder wahrzunehmen, sondern um sie aufzusaugen, sie zu verinnerlichen, so wie sterbende Sonnen Materie aufnehmen und letztendlich zum schwarzen Stern werden, zu Antimaterie, die immerzu an Masse gewinnt durch das unaufhaltsame Verschlingen ihrer Umgebung.

Niemand sollte erwarten, dass DARKSPACE ihm gefallen, denn sie sind nicht auf Anhieb zu begreifen. Polarisieren könnte sogar das falsche Wort sein in Bezug auf das Mögen oder Nichtmögen der Musik, denn hier geht es um etwas vollkommen anderes. Man bekommt keinen normalen Black Metal vorgesetzt, sondern die Vertonung der Vernichtung. Man hört die Ausbreitung des Alls, das gierige Fressen des endlosen Nichts, die schwarze Hölle, das Dunkel hinterm Rand der Galaxis.

DARKSPACE agieren zwischen experimenteller Klangcollage und kaltem Metal. Ihre Musik durchdringt den Hörer bis auf das letzte Partikel. Zermürbend und eindringlich erschaffen sie über eine Stunde land eine eigene Welt, in die man sich flüchten und verflüchtigen kann.

Wer „I“ im richtigen Augenblick hört, wird eine unglaublich intensive Begegnung mit dem Ende erleben und darf sich an kalter Erhabenheit laben. Wen bereits die ersten Töne des Albums abschrecken, sollte es sofort wieder ausschalten und einen anderen Zeitpunkt zum Anhören wählen. Die Bereitschaft, oder besser gesagt das Verständnis muss beim Hörer vorhanden sein, sonst wird ihm für DARKSPACE vermutlich nur eines übrig bleiben: Verständnisloser Hass.

Die Erstveröffentlichung aus dem Jahre 2003 gab es im streng auf 500 Einheiten limitierten Digipak. Avantgarde Music nahmen sich 2006 DARKSPACE an und haben „I“ im Jewel Case mit zusätzlichem Slipcase auf limitierte 1500 Stück neu aufgelegt.

27.07.2007
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