Death Angel - Relentless Retribution

Review

Das Jahr 2010 hat uns bisher schon mit so einigen Killer-Alben in Sachen Thrash Metal gesegnet, so z.B. OVERKILLs genialem “Ironbound”, “Exhibit B: The Human Condition” von EXODUS oder HEATHENs einfach übermächtigem “The Evolution Of Chaos”. Kaum hat man sich aber von dieser geballten Ladung Prügelei erholt, schon meldet sich mit DEATH ANGEL die nächste Kult-Formation dieses Genres zurück und ballert uns rücksichtslos zwölf neue Stücke um die Ohren, die unter dem Banner “Relentless Retribution” das Licht der Metal-Welt erblicken.

Im Line Up der Bay Area-Thrasher sind allerdings wichtige Änderungen zu verzeichnen: Mit Dennis Pepa und Andy Galeon haben seit “Killing Season” gleich zwei Gründungsmitglieder die Band verlassen und wurden durch neue Leute ersetzt. Darunter leiden die Kompositionen auf “Relentless Retribution” allerdings kein bisschen. Im Gegenteil, DEATH ANGEL haben auf ihrem neuen Album endlich wieder zu ihrem traditionellen Sound zurück gefunden, von dem sie sich auf ihren letzten Scheiben desöfteren abwandten. Und doch weht ein frischer und moderner Wind durch die knackigen, aggressiven Thrash-Hymnen nach Gangart der 80er.
Das wird sogleich im Opener “Relentless Retribution” deutlich, der mit fettem Riffing, flirrenden Gitarren und attackierenden Vocals deutlich die Handschrift der Thrasher trägt, durch die moderne Rhythmik jedoch sofort verrät, dass die Kalifornier im Jahre 2010 angekommen sind. Dem wird das absolute Highlight des Albums hinterhergeschossen: “Claws In So Deep” reißt mit gnadenlos knüppelnden Parts, wahnsinnig eingängigem Refrain und überraschendem Akustik-Gitarren-Ausklang sofort mit.

Weniger Experimente wagen DEATH ANGEL bei den folgenden Stücken (z.B. “Truce”, “This Hate”, “Death Of The Meek”), sondern setzen auf ihre typischen Trademarks: pure Energie, Aggression und halsbrecherische Geschwindigkeit, gepaart mit eingängigen Melodien und einer fetten Portion Groove. Auch das führt DEATH ANGEL zwar meist zum Ziel, doch – und hier liegt das Problem – einfach nicht immer. Zwar ist der Begriff Füllmaterial hier vollkommen fehl am Platz, doch DEATH ANGEL setzen mit einigen richtig geilen Songs so hohe Maßstäbe, dass andere, einzeln betrachtet auch gute, aber eben nur gute Stücke wie “Into The Arms Of Righteous Anger” oder “Absence Of Light” neben diesen einfach nicht Stand halten können.
Im letzten Drittel von “Relentless Retribution” wird es schließlich noch einmal richtig interessant. “Opponents At Sides” und “I Chose The Sky” zeigen die Kalifornier von ihrer richtig melodischen Seite, erstgenanntes Stück weist durch die dominanten, getragenen Gesangslinien sogar fast epischen Charakter auf, bevor sich mit “Volcanic” sogar mal wieder eine Ballade auf ein DEATH ANGEL-Album geschlichen hat. Das können DEATH ANGEL als Abschluss eines Albums natürlich nicht gelten lassen und feuern mit “Where They Lay” eine letzte Thrash-Granate ab, die ihr Ziel problemlos findet und ohne Umschweife zündet.

Leider kann “Relentless Retribution” sich nicht gänzlich an die genialen Thrash-Veröffentlichungen in diesem Jahr anschließen, bleibt allerdings auch keineswegs weit dahinter zurück. Im Gegenteil, mit dem Gros der Songs brauchen die Kalifornier den Vergleich mit anderen Szene-Größen überhaupt nicht zu scheuen, lediglich ein paar schwache Momente kosten DEATH ANGEL hier eine noch höhere Bewertung. Zum Kauf kann ich natürlich dennoch bedenkenlos raten.

24.08.2010
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