Décembre Noir - The Renaissance Of Hope

Review

Nachdem Basser Stephan erst vor kurzem auch mit seinem Nebenprojekt GRUPPE PLANET auf sich aufmerksam machen konnte, ist es nun – ziemlich genau zwei Jahre nach dem großartigen „Autumn Kings“ – auch schon Zeit für ein neues Lebenszeichen seiner Hauptband DÉCEMBRE NOIR. Die Fußstapfen, in die Longplayer Nummer vier der Thüringer treten muss, könnten indes kaum größer sein. So konnte „Autumn Kings“ doch beste Noten in diversen Reviews absahnen – nicht zuletzt auch bei uns. Es dürfte also von nicht wenigen mit Spannung erwartet werden, ob „The Renaissance Of Hope“ diese Klasse halten oder sogar noch übertreffen kann.

DÉCEMBRE NOIR – Große Ernüchterung!?

Wie geht man an eine solche Review heran? Da ist diese Band, die mit ihrem letzten Album begeistern konnte. Eine Platte, die sofort in ihren Bann zog und auch auf längere Sicht wenig Abnutzungserscheinungen zeigte. Dann kommt die Nachricht, dass ein Nachfolger in den Startlöchern steht. Allein schon wegen des herzzerreißend intensiven Cover-Artworks will man die Scheibe gut finden, den nächsten Schritt auf dem logischen Weg in den Olymp des Doom Metal bescheinigen. Doch dann kommt die große Ernüchterung.

Das klingt jetzt dramatischer, als der Qualitätsabfall zwischen „Autumn Kings“ und „The Renaissance Of Hope“ wirklich ist. Denn nein, letztgenanntes ist mitnichten ein schwaches Album. Es ist aber einfach niemand davor gefeit, Vergleiche anzustellen – für eine Rezension sogar geradezu unerlässlich. Da liegt dann auch das Problem: Im direkten Vergleich mit „Autumn Kings“ kann „The Renaissance Of Hope“ einfach nicht mithalten. Natürlich sind die Trademarks von DÉCEMBRE NOIR noch vorhanden, praktisch alle aber in weniger zwingender Form.

Beispielhaft sei hier die Lead-Melodie von „Hope / Renaissance“ genannt. Natürlich ist sie gelungen, aber reicht sie um den Song praktisch im Alleingang tragen? Eher nicht. Auch die Growls von Fronter Lars können weniger beeindrucken, klingen weniger finster. Die Spoken-Word-Passagen können nie so unter die Haut gehen, wie beispielsweise in „Hymn Of Sorrow“ auf dem Vorgänger.

Immerhin der Rausschmeißer „Behind The Scenes“ kann insbesondere dank fesselnder Gitarrenarbeit noch einmal einen gelungenen Schlusspunkt setzen und stellt sicher eines der, wenn nicht sogar DAS Highlight des Albums dar. Bleibt zu hoffen, dass der Song möglicherweise bereits ein gutes Omen für den nächsten Longplayer der Thüringer darstellt.

Weniger Gänsehaut-Effekt – „The Renaissance Of Hope“

„The Renaissance Of Hope“ macht praktisch den Schritt nach vorne, den die Band zwischen Album Nummer zwei und drei gemacht hat wieder rückgängig, erinnert stilistisch folglich wieder eher an „Forsaken Earth“. Natürlich liefern DÉCEMBRE NOIR immer noch einen stimmungsvollen und gelungenen Herbst-Soundtrack, aber gerade das Minus an wehmütigen, unter die Haut gehenden Gitarren, die hier einfach viel sparsamer eingesetzt werden, nimmt dem Material einiges an Gänsehaut-Effekt.

Die Tragik und Intensität, die das Cover ausstrahlt, kann die enthaltene Musik nur in einigen Momenten auch transportieren. So ist „The Renaissance Of Hope“ ein genretypisches, gutklassiges Album – leider aber auch nicht wirklich mehr.

06.11.2020

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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