Gruppe Planet - Travel To Uncertain Grounds

Review

Soundcheck August 2020# 20

Letztlich war es ja längst überfällig, dass Mitglieder der beiden befreundeten Thüringer Bands HEAVEN SHALL BURN und DÉCEMBRE NOIR endlich einmal ein gemeinsames musikalisches Projekt an den Start bringen. Die wenigsten dürften aber erwartet haben, dass das Ergebnis instrumentaler Post-Rock in LONG DISTANCE CALLING-Manier sein wird. Verständlicher wird das aber dadurch, dass auch Mitglieder der experimentellen Rock-Bands DŸSE und A DOG CALLED EGO mit an Bord sind. Denn genau in diese Richtung geht die Formation, die sich nach bester DDR-Tradition GRUPPE PLANET nennt, auf ihrem Debüt-Album „Travel To Uncertain Grounds“. Ob sich die Reise auf unsicheres Terrain lohnt?

GRUPPE PLANET – Atmosphäre ist das Stichwort

Natürlich ist dank der Erfahrung der Beteiligten klar, dass man bei GRUPPE PLANET mit einem gewissen Qualitäts-Level rechnen darf, auch wenn nicht direkt damit hausiert wird, welche Mitglieder der genannten Gruppen nun eigentlich genau dabei sind. Spätestens das Bandfoto verrät aber: HSB-Tieftöner Alexander Dietz, der live auch schon bei DÉCEMBRE NOIR ausgeholfen hat, hat seine Finger im Spiel. Und das sogar ziemlich prominent, in Form von markanten Bassläufen, die teilweise sogar ganze Songfundamente bilden.

Der eigentliche Star auf dem Album dürften aber die Synthesizer sein, die reichlich und auf unterschiedliche Weise zum Einsatz kommen. Während im Titelsong genretypisch vor allem Flächen und Ambient-Klänge zum Zuge kommen, spielen elektronische Sounds in Songs wie dem atmosphärischen „Yield“ auch mal die Hauptrolle.

Wer auf „Travel To Uncertain Grounds“ nun allerdings einen bunten Strauß an elegischen Melodien erwartet, der liegt völlig falsch. Atmosphäre ist das Stichwort, Band- und Albumname sowie das Cover Artwork deuten auf einen vertonten Weltraumflug hin. Das bekommen GRUPPE PLANET auch tatsächlich gut eingefangen, insbesondere was die Monotonie und Eintönigkeit des Alls angeht. Zumindest ist das eine mögliche Erklärung dafür, dass häufig extrem simple Riffs in ständiger Wiederholung aneinander gereiht werden, wie im wirklich anstrengenden „Bullhead“. Bestenfalls lassen sich so Gefühle wie Beklemmung hervorrufen, schlechtestenfalls aber eben auch furchtbare Langeweile.

Leider stellt sich in der knappen Stunde Spielzeit eher letzteres ein, wünscht man sich doch einfach mehr Auflockerung und vor allem Wiedererkennungswert. Denn nicht nur innerhalb der einzelnen Songs klingt vieles ähnlich, auch die Grenzen zwischen denselben verschwimmen zusehends. Das mag zwar Absicht sein, steigert das Hörvergnügen aber nicht unbedingt. Als Filmscore könnte das viel eher funktionieren, aber als eigenständiges Album fesseln kann dies wohl nur eingefleischte Genre-Freaks.

Packend geht anders – „Travel To Uncertain Grounds“

Instrumentaler Post-Rock erfreut sich, zumindest gefühlt, nach wie vor wachsender Beliebtheit, wie kürzlich erst die hohe Chartplatzierung von LONG DISTANCE CALLINGs „How Do We Want to Live?“ zeigte. Als Nebenprojekt eignet sich diese Spielart auch ganz besonders, schließlich ist dort nicht nur fast alles erlaubt, man erspart sich auch die nervenaufreibende Suche nach einem Sänger.

GRUPPE PLANET setzen ihren Fokus, so zumindest das Label, auf die Suche nach ruhigen Sounds, erweiterter Kreativität und herausfordernden elektronischen Texturen. Das klappt sicher auch ganz passabel. Aber ist dabei auch ein fesselndes Album entstanden? Jein! Unter dem Strich ist „Travel To Uncertain Grounds“ ein gutklassiges, kompetent eingespieltes Post-Rock-Album mit Soundtrack-Charakter, das sicher seine Momente hat. Eines muss aber auch klar gesagt werden: Packend geht anders!

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02.08.2020

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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1 Kommentar zu Gruppe Planet - Travel To Uncertain Grounds

  1. Sylverblack sagt:

    Bei Post Rock und ähnlichem besteht ja immer die Gefahr, dass es langweilig wird. Das scheint mir hier der Fall zu sein (nach dem Anhören des verlinkten Songs). Sicherlich gute Musik zum Träumen und Abschalten, oder eben zum Nebenbeihören, während man was Komplizierteres macht. Aber zum bewussten, aufmerksamen Hinhören imo eher ungeeignet.