Den Saakaldte - Pesten Som Tar Over

Review

DEN SAAKALDTE waren immer irgendwie eine dieser Bands, die man in erster Linie für prominente Mitglieder wie Kvarforth (SHINING) oder Hellhammer (alle Black-Metal-Bands, die nicht von Frost betrommelt wurden) kannte, deren Alben trotz hörbarer Klasse hingegen immer leicht untergingen. Dazu kommt, dass Telemark-Quintett auch nicht gerade das flotteste ist und inzwischen knapp drei Mal so viele Mitglieder verschlissen hat, wie es Alben veröffentlichte. Doch Gitarrist Sykelig ist auch neun Jahre nach “Kapittel III: Faaen I Helvete” ein unbeirrbarer Sturkopf und hält weiterhin an seiner Vision von miesepetrigem und bodenständig gehaltenem Black Metal fest. Mit ziemlichem Erfolg, wie man ihm für das neueste Opus “Pesten Som Tar Over” attestieren muss.

DEN SAAKALDTE bereichern das Black-Metal-Jahr 2023

Auf den ersten Blick fällt auf, dass DEN SAAKALDTE im Vergleich zu einem Album wie “All Hail Pessimism” etwas Abstand von der ostentativen Auseinandersetzung (Verherrlichung?) mit Lebensfrust und Depression genommen haben. Sie klingen ungehobelt und rotzig, streckenweise beinahe rock’n’rollig und gleichzeitig zu jeder Zeit seriös. Tatsächlich erinnern Klangbild, Riffing und überdies auch das Cover latent an die aktuell schwer erfolgreichen Landsleute von MORK, die zwar den Black Metal auch nicht bis in alle Ewigkeit innoviert haben, doch insgesamt recht markant tönen. Apropos Klangbild: So übrigens muss ich das anhören! Die Produktion ist druckvoll, aber nicht modern. Sie ist organisch und bildet dennoch hervorragend die trist-karge Stimmung ab, die man bei DEN SAAKALDTE einfach erwartet.

Zudem ist die geradezu stoische Herangehensweise von “Pesten Som Tar Over” bemerkenswert. Ohne Schnickschnack wird eine gute Stunde lang höchst traditionalistisch und stets treffsicher gerifft, gekeift und gewütet. Neu-Sänger Svik fällt übrigens außerordentlich positiv auf. Überraschungen gibt es keine, Abwechslung ist dennoch vorhanden, zum Beispiel in den effektiven Clean Vocals von “Å Skjende En Engel” und “En Ode Til Spinnersken” oder den ineinander greifenden Doppel-Leads im stimmungsvollen “Dødsrett Av Alt” und der zweiten Hälfte des Titelsongs . Doch wissen DEN SAAKALDTE geschmackvoll und reduziert mit derlei Ingredienzien umzugehen, sodass die klare Linie von “Pesten Som Tar Over” allzeit erhalten bleibt.

Die Pest nimmt überhand? Na, aber gerne doch.

“Pesten Som Tar Over” bleibt unterm Strich ein zwar leicht vorhersehbares, aber sehr selbstbewusstes und stilsicheres Black-Metal-Album, das als einziges, überzeugendes “Fuck off!” an alle prätentiösen Avantgardisten und überheblichen Revoluzzer gedeutet werden kann. So muss Black Metal Anno 2023 nicht zwangsläufig klingen, aber wenn er es doch tut, fühlt sich das verdammt gut an.

24.09.2023

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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