Destroyer 666 - Wildfire

Review

Ich gebe es ja zu: Mein erster Eindruck von „Wildfire“ war gar nicht mal so gut. Interessanterweise wiederholt sich die Geschichte hier, denn auch beim Vorgänger „Defiance“ trogen die ersten Durchläufe. Inzwischen ist das 2009er-Werk gewachsen wie die Leadgitarre im DESTRÖYER-666-Sound. Ja, 2009 – um die sieben Jahre ist es her, dass die Australier sich langfristig ins Aufnahmestudio begeben haben. In der Zwischenzeit gab es nur die Kompilation „To The Devil His Due“ und die Single „See You in Hell“ (jeweils 2010). Es scheint, als hätte sich die Zertrümmertruppe in den Jahren (noch) eingehender mit Heavy-Metal-Acts beschäftigt. Der Vorgänger ging schon deutlich zahmer zu Werke, auch wenn Songs wie „The Barricades Are Breaking“ und „A Thousand Plagues“ massiv knüppeln. „Wildfire“ lässt sich in der bandinternen Veröffentlichungsreihe demnach am ehesten mit „Defiance“ vergleichen, hat das Tempo insgesamt aber noch weiter gedrosselt und an kleineren Schrauben (zum Beispiel weniger Doublebass, dafür mehr Ride-Einsatz) und einer größeren Schraube gedreht.

Die vorherrschende Entwicklung ist klar zu hören: wesentlich mehr traditioneller Metal. Während die ersten beiden Nummern noch in eher aggressiver Manier voranpreschen und mit teils herausragenden Riffs gespickt sind, die den heute unverkennbaren Stil von DESTRÖYER 666 gut einfangen, ist „Hounds At Ya Back“ die erste große Überraschung – mal von dem hohen Schrei zu Beginn abgesehen. Vor allem der rockige Klargesang im genannten vierten Track macht stutzig. Dass sich die in der Vergangenheit oft brachial und meist plakativ blasphemisch, aber eigentlich immer düster eingestellten Burschen aus Down Under einen lupenreinen Heavy-Metal-Song aus dem Ärmel schütteln, konnte man so nicht zwingend erwarten. Dass es beileibe nicht der einzige ist, noch umso weniger. Die Midtempo-Hymne „Tamam Shud“ beschließt das Album dann in ähnlicher Manier.

DESTRÖYER 666 werden ihrem Namen also nur noch phasenweise gerecht. Was man ihnen aber lassen muss: Sie hüllen ihre Songs nach wie vor in diesen Oldschool-Charme, der zu keiner Sekunde nostalgisch wirkt und technisch immer auf einem sehr hohen Level agiert. Ihren eigenen Stil, gerade in Bezug auf die Leadgitarre, haben sie ohne Frage gefunden, um diesen nicht plattzutreten, beschreitet „Wildfire“ aber auch ein paar andere Pfade. Das ist in Ordnung. Sie feuern uns weiterhin ihre „Signal-Riffs“ um die Ohren – gut zu hören in „Artiglio Del Diavolo“ und im Titelsong. Doch so gut die einzelnen Tracks letztlich auch sind, im Vergleich mit den anderen großen Veröffentlichungen sinkt das Album ab: Das teils ausladende und epische Songwriting vom Debüt „Unchain The Wolves“ findet sich in gekürzter Form in Liedern wie „Tamam Shud“ und dem mit deutlichen Black-Metal-Vibes versehenen „Hymn To Dionysus“ wieder, „Phoenix Rising“ strahlt wesentlich mehr Dunkelheit und Bösartigkeit aus, die Lieder auf dem neuen Album sind vom Grundcharakter her etwas stimmungsvoller (selbst bei Titeln wie „Die You Fucking Pig!“), die Hit-Dichte von „Cold Steel… For An Iron Age“ wird nicht im Ansatz erreicht (wenn man allein an Meisterhaftes wie „Sons Of Perdition“ denkt). Am besten lässt sich das irgendwie braver ausgefallene „Wildfire“ also wie eingangs erwähnt mit „Defiance“ vergleichen, und eigentlich macht das ja auch Sinn, denn in wie vielen Fällen orientiert sich eine Band plötzlich wieder an einem ihrer früheren Werke? Den Direktvergleich mit ebendiesen wird es in einer Besprechung aber immer geben. Und dem hält „Wildfire“ nicht stand.

26.02.2016
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