Die Krupps - II - The Final Option

Review

Die schrecklichen Ereignisse in Mölln und Solingen, die Menschenleben forderten, waren gerade wenige Woche her, da veröffentlichten DIE KRUPPS mit „Fatherland“, ein Song, der auch heute nichts an Aktualität verloren hat, ihr Statement gegen die braune Tendenz in Deutschland: „I see houses burning. I’m ashamed. Before you close your eyes denyingly, You’d better ask yourself: […] Is this the place I used to call Fatherland?“ Das Video zu diesem Titel lief auf MTV und dem gerade neu auf Sendung gegangenen TV-Musiksender VIVA in „heavy rotation“, und avancierte zum Hit. Auch die folgenden drei Single-Auskopplungen („Crossfire“, „Bloodsuckers“, „To The Hilt“) des 1993 veröffentlichten „II – The Final Option“ katapultierte die Band in Europa zurück an die Spitze der Verkaufscharts und die Medien („To The Hilt“ wurde auf den zweiten Platz in den MTV European Music Video Awards gewählt) überhäuften DIE KRUPPS mit Titelstories in allen relevanten Musikmagazinen und jeder Menge Lob.

Lange vor RAMMSTEIN und Co. setzte „II – The Final Option“ klare Maßstäbe und – in Deutschland – neue Standards, und ebnete in Europa endgültig den Weg für die in den USA auf dem Vormarsch befindlichen und auch in Deutschland immer populärer werdenden Industrial-Metal-Bands wie zum Beispiel NINE INCH NAILS („Pretty Hate Machine“, 1989) und MINISTRY („Psalm 69“, 1992). Der ausschlaggebende Impuls für diesen Erfolg ist auf die erstmalige Zusammenarbeit von DIE KRUPPS-Mitbegründer Jürgen Engler und Lee Altus (EXODUS, HEATHEN) zurückzuführen, der auch noch auf den folgenden zwei Alben mitwirken sollte. Erst Altus‘ Einfluss machte DIE KRUPPS zum Inbegriff an Innovation: Für DIE KRUPPS ungewöhnlich, wurden die Gitarren deutlich verstärkt und die elektronischen Elemente auf längere Samples oder vereinzelte Synthiesounds reduziert. Aber gerade dieser Mix machte „II – The Final Option“ zu einem zeitlosen Industrial-Metal-Album, das auch achtzehn Jahre nach der Erstveröffentlichung immer noch ein Garant für volle Tanzflächen in den angesagtesten Szeneclubs ist.

Diesem, meiner Meinung nach bestem Album der KRUPPS, haben sich gleich mehrere legendäre Bands angenommen und sämtliche Songs noch einmal amtlich geremixed. Obwohl die Originale auf eigenen Beinen stehen, beweisen Bands wie zum Beispiel FAITH NO MORE, NINE INCH NAILS, DIE ÄRZTE, THE SISTERS OF MERCY, PARADISE LOST oder den EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN, wieviel Faszination von „II – The Final Option“ auch heute noch ausgeht und wie wegweisend diese Songs tatsächlich waren.

Da die Neuauflage dieses abwechslungsreichen Albums im Bundle mit den Remixen als Doppel-CD zum fairen Preis einer normalen CD zu haben ist, besteht Kaufpflicht. Dies gilt natürlich nur für diejenigen, die noch nicht im Besitz dieses essentiellen Werkes oder sogar des Remix-Albums sind. Alle anderen sollten, wenn sie „II – The Final Option“ nicht gerade häufiger im Einsatz haben, so wie ich, unbedingt mal wieder ihren CD-Player beglücken und einem Highlight der Musikgeschichte frönen.

25.02.2011
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