Doro - Fear No Evil

Review

Wer nicht nur die komplette WARLOCK-Diskografie in- und auswendig kennt, sondern sich auch intensiver mit den Alben von DORO auseinandergesetzt hat, wird mir bestimmt zustimmen, dass spätestens mit „Calling The Wild“, dem Album aus dem Jahr 2000, die Luft einfach raus ist und der Flair um die ehemalige WARLOCK-Frontröhre längst verflogen ist. Spätere Alben nämlich kopieren sich trotz vielversprechender Versuche, noch einmal Schwung in den angestaubten Laden zu bringen, wie das schwermütige „Descent“ mit Peter Steele (TYPE O NEGATIVE) als Duettpartner, oder die gemeinsam mit Lemmy (MOTÖRHEAD) eingesungene Akustik-Ballade „Alone Again“ zum Beispiel, nur noch selbst, ohne aber jemals das Feeling der alten Alben auch nur annähernd aufleben lassen zu können. Kompensiert wurde der dahinsiechende musikalische Anteil einzig und allein durch die Plattencover, denn die haben jedenfalls seit „Warrior Soul“ wieder ordentlich zugelegt und finden ihren erneuten Höhepunkt mit dem mittlerweile zehnten Studio-Album „Fear No Evil“.

Den Auftakt macht das hymnische „The Night Of The Warlock“, dem allerdings, wie dem mit stampfenden Rhythmus und einem eingängigen Chorus ausgestatteten „Running From The Devil“, die nötige Power und das gewisse Etwas fehlt, um ähnlich zum Klassiker zu avanchieren, wie etwa „Burning The Witches“, „Shout It Out“, „True As Steel“, „All We Are“ oder sogar „I Rule The Ruins“. Als Highlight und Anspieltipp soll die Up-Tempo-Nummer „Caught In A Battle“, die ein wenig an WARLOCK-Klassiker wie „Time To Die“ oder „Touch Of Evil“ erinnert, und das später folgende „On The Run“ nicht unerwähnt bleiben, bevor mit „Herzblut“ eine typische DORO-Ballade folgt, die schwer in die selbe Kerbe schlägt wie Songs wie „Alles Ist Gut“ und „In Freiheit Stirbt Mein Herz“, aber deutlich im Fahrwasser vom unnerreichten „Für Immer“ schwimmt.

Auch wenn zum Ende hin „Walking With The Angels“ mit Tarja Turunen als Gastsängerin noch einmal überraschen kann und „Long Lost For Love“ eine mehr als solide Melodic-Rock-Nummer darstellt, bleibt man nach Ausklingen des völlig unspektakulären Rausschmeißers „25 Years“ mit gemischten Gefühlen zurück. Das ist es also? Das neue DORO-Album? Das waren also 25 Jahre in einer knappen Dreiviertelstunde?

Fans dürfen jedoch aufatmen, denn „Fear No Evil“ bietet letztendlich nicht mehr und nicht weniger als das, was auch schon auf vorherigen Alben von Frau Pesch zu finden ist. Ein leichter Aufwärtstrend, was die musikalische (und damit auch die gefühlsmäßige) Seite angeht, ist zu spüren, doch die erhoffte Offenbarung bleibt auch diesmal aus: „Fear No Evil“ bietet weder riesige Überraschungen, noch großartige Experimente, sondern 100% DORO, und das zudem sehr ansprechend produziert.

27.01.2009
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