Eleine - We Shall Remain

Review

Die schwedischen Symphonic Metaller ELEINE gehören offenbar zu jenen Bands, die seit Jahren solide abliefern, aber dem übermächtigen Schatten der Genre-Flaggschiffe NIGHTWISH, EPICA und Co. noch nicht entfliehen konnten. Immerhin wurde mit dem Longplayer „Dancing In Hell“ (2020) die Latte recht hoch gelegt; von einem „Breakthrough“ zu sprechen, ist wohl nicht abwegig. Jedenfalls präsentiert das aus Madeleine Liljestam (Gesang), Rikard Ekberg (Gesang, Gitarre), Filip Stålberg (Bass) und Jesper Sunnhagen (Schlagzeug) bestehende Quartett nun das vierte Studioalbum, das unter dem Titel „We Shall Remain“ für Furore sorgen soll. Perspektivisch gab es mit insgesamt vier Appetizern – darunter die Hymne „We Are Legion“ – schon reichlich Anhörungsmaterial für das bevorstehende Release.

ELEINE liefern Symphonic Metal der düsteren Art

Als Mastermind der Skandinavier lässt sich Sängerin Madeleine Liljestam orten, die nicht nur Namensgeberin der 2014 ins Leben gerufenen Band ist, sondern gemeinsam mit Bandmitgründer Rikard Ekberg auch für die Lyrics verantwortlich ist. Ihre Range reicht von kraftvoller Eleganz bis hin zu zerbrechlicher Melancholie, wobei es ihr gelingt, ihren Wiedererkennungswert zu manifestieren und eben nicht nach Sharon den Adel oder Tarja zu klingen – solcherlei Heldenverehrung ist in diesem Genre ja nicht selten zu beobachten. Für die Growls, die hier und da effektvoll eingestreut werden, ist wiederum Gitarrist Rikard Ekberg zuständig, der auch die Musik der Band kreiert.

Stilistisch haben wir es mit eher unkonventionellem Symphonic Metal zu tun: Zwar kommen die symphonischen Elemente nicht zu kurz, doch auch Einflüsse des Black-, Death- und Thrash-Metals sind nicht zu leugnen. Die Lyrics sind überwiegend düster und melancholisch ausgestaltet, wobei auch ermutigende und optimistische Töne dabei sind.

Mit „We Shall Remain“ haben die Schweden nun ein zehn Stücke umfassendes Studiowerk in den Startlöchern, das dem Vorgänger „Dancing In Hell“ in nichts nachsteht. Von der Running Time von nur etwa 36 Minuten sollte man sich nicht täuschen lassen: hier geht es eindeutig um Qualität, nicht um Quantität.

Starke Songs formen ein starkes Album – so einfach ist das

Auch wenn das Album die Qualitätsdichte nicht durchgehend halten kann, ragen einige Tracks signifikant heraus. Das gilt beispielsweise für die Mitgröl-Hymne „We Are Legion“, die als Hommage an die eigene getreue Anhängerschaft zu verstehen ist. Die martialisch anmutenden Lyrics („Now paint your faces, we’re going off to war“), die Growls sowie der stampfende Beat verwandeln den Song in einen echten Neckbreaker mit Ohrwurmpotenzial – Hut ab! Der Opener „Never Forget“ weiß mit einer Melange aus Härte und Melodik zu überzeugen, während die Auskopplung „Stand By The Flame“ mit eingängigem Chorus, orientalischem Flair und einem druckvollen Riffgewitter ein weiteres Highlight offenbart. Apropos orientalisch: Der Chorus von „Through The Mist“ funktioniert nach ähnlichem Muster, was eine exzeptionelle Atmosphäre in den Song transferiert.

„Promise Of Apocalypse“ geht musikalisch als bockstarke Nummer mit gefälligen Melodiebögen durch, die widerstandslos hängenbleiben. Dabei wirkt der Gesang stellenweise so zerbrechlich und melancholisch, dass man die Sängerin am liebsten in den Arm nehmen und trösten würde. Ab 02:38 geht es dann in pure Gänsehaut über. Der Höhepunkt der Platte? Wetten werden entgegengenommen.

„Suffering“ infiltriert mit einer starken Gesangsleistung und einem melodischen Chorus umgehend die Gehörgänge. Erwähnenswert ist auch die semideutschsprachige Ballade „War Das Alles?“, die als Output einer besonders tristen Phase der Songwriter entstand. Der Titelsong – zugleich Finisher – lässt ein recht düsteres Album dann optimistisch, fast versöhnlich ausklingen. Sängerin Madeleine Liljestam läuft hier ein letztes Mal zur optima forma auf, bevor der Silberling nach 36 Minuten die Arbeit einstellt.

Ein weiteres Ausrufezeichen einer Band mit Potenzial

Getreu dem Motto „Nach dem Album ist vor dem Album“ haben ELEINE das Level des Vorgängeralbums „Dancing In Hell“ mit dem neuen Output mindestens gehalten. Das ausgegorene Songmaterial – allem voran die eingängigen Chorus-Melodien –, der lupenreine, satte Sound, der starke Gesang, die wuchtige Gitarrenarbeit und natürlich die Doublebass-Attacken, die dem Hörer ordentlich das Trommelfell versohlen, summieren sich zu einem hörenswerten Erlebnis, das nicht nur bei Anhängern des klassischen Symphonic Metals als Empfehlung auf den Einkaufszettel gehört. Zweifelsohne hat die Band bestätigt, dass mit ihr nach wie vor zu rechnen ist.

06.07.2023

Redakteur | Schwerpunkte: Classic Metal, Female Fronted Metal, Hard Rock

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