Enslaved - Axioma Ethica Odini

Review

ENSLAVED sind zurück. Diese Aussage ist sowohl allgemeiner Natur (immerhin sind zwei Jahre seit dem letzten Album vergangen) als auch eine deutliche Ansage an alle, die mit „Ruun“ und „Vertebrae“ gewisse Schwierigkeiten hatten. Nicht, dass ich mich zu letztgenannter Gruppe zählen würde, es ist jedoch kein Geheimnis, dass ENSLAVED sich mit den deutlich progressiveren und weniger schwarzmetallischen Ansätzen der vergangenen Jahre nicht nur Freunde gemacht haben.

Bevor jetzt jemand auf den absurden Gedanken kommen, „Axioma Ethica Odini“ sei ein Retro-Album und der Weg ENSLAVEDs „back to the roots“: Natürlich nicht. Man hört den acht Songs und dem abgefahrenen synthetischen Interludium „Axioma“ zu jeder Sekunde ihre Geschichte an. Auch wenn Grutle gern betont (dazu dann im Interview), dass ENSLAVED jedes Album „neu“ angehen, lässt es sich nicht verleugnen, dass „Ruun“ und „Vertebrae“ die älteren Geschwister des neuen Werkes sind.

Was ist dann aber dran an meiner Eingangs-Aussage? ENSLAVED sind – bei aller Progressivität – wieder metallischer. Die Gitarren sind härter, es gibt einige tolle Black Metal-Leadgitarren, das Schlagzeug ist präsenter und druckvoller. Es ist, als hätten ENSLAVED es („Na endlich!“ mögen einige enttäuschte Fans sagen) geschafft, ihre Ideen abseits schwarz- oder heidenmetallischer Klischees in ein Soundgewand zu kleiden, das ihnen die nötige Schärfe, die in der Vergangenheit etwas zurückgepfiffene Aggressivität verleiht. Diese Erkenntnis nimmt „Ruun“ oder „Vertebrae“ keineswegs ihre Klasse, sie zeigt lediglich einen Kontext auf, in dem „Axioma Ethica Odini“ geradezu als notwendige Folge erscheint.

Als „notwendige Folge“ kann man mit Fug und Recht auch die Weiterentwicklung der gemäßigteren Passagen bezeichnen, die sich – noch stärker als zuvor – durch den wunderbaren Klargesang Herbrand Larsens abheben. Larsen hat sowohl an Stimmvolumen als auch an emotionaler Tragweite zugelegt und schafft es scheinbar spielend, den Hörer durch seinen teils mehrstimmigen Gesang zu berühren. Besonders „Night Sight“ und „Lightening“, die beiden letzten Songs des fast einstündigen Albums, sind von einer Stimmung durchzogen, wie sie wohl nur ENSLAVED hinaufbeschwören können.

Ich kann vor „Axioma Ethica Odini“ und ENSLAVED nur meinen Hut ziehen: Sowohl musikalisch als auch inhaltlich (dazu sei nochmal auf das Interview verwiesen) sind Kjellson & Co. allen anderen Bands, die sich so gerne mit nordischer Mythologie „beschäftigen“, Lichtjahre voraus – und das wird wohl auch so bleiben.

27.09.2010
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