Ereb Altor - Nattramn

Review

Was ist eigentlich mit EREB ALTOR los? Erst kommt das damalige Seitenprojekt von ISOLE jahrelang nicht aus dem Quark, und nun hauen die Schweden mit „Nattramn“ ihr bereits fünftes Album innerhalb von acht Jahren raus. Und das, obwohl die beiden Köpfe Crister Olsson (hier Mats) und Daniel Bryntse (hier Ragnar) mit ISOLE auch nicht gerade auf der faulen Haut liegen. Gehen die häufigen Veröffentlichungen aus Gävle zu Lasten der Qualität?

Ursprünglich wurden EREB ALTOR als eine Art Tribut an BATHORY gegründet. Die ersten beiden Alben „By Honour“ und „The End“ waren dann auch in bester „Hammerheart“ und „Twillight Of The Gods“ Manier, also epischer Viking (Doom) Metal. Mit dem dritten Album „Gastrike“ änderten die Schweden ihren Sound dahingehend, dass verstärkt Black-Metal-Elemente Einzug hielten, was letztendlich in „Fire Meets Ice“ seine bisherige Vollendung fand. Die Liebe und Verehrung zu BATHORY und dem musikalischen Erbe wurde dabei stets beibehalten. Und „Nattramn“?

Auch auf „Nattramn“ finden wir in jeder Note den Geist von Quorthon, ohne dass EREB ALTOR auch nur ansatzweise zur Kopie verkommen. Auch das neue Album ist beseelt von atmosphärisch geschwängertem, düster inbrünstigem Epic Viking Doom Black Metal. EREB ALTOR besitzen dieses besondere Gespür für mitreißende Epen, pendelnd zwischen getragener Erhabenheit und treibender, klirrend schwarzmetallischer Grimmigkeit. Über allem schweben die majestätischen Melodien und abwechslungsreichen Gesänge. Den Anfang macht „The Son Of Vindsvalr“, ein beschwörend mystisches Intro mit (natürlich) BATHORY-Chören und dumpfen Trommeln. „Midsommarblot“ setzt auf mächtig epische Chöre, ergreifend pathetischen Klargesang, monumentale Schwere, wunderschöne Melodien, besser geht es nicht. Der Titelsong danach ist ein guter Kontrast, treibender Black Metal mit  garstigem Kreischgesang, thrashigem Riffing, dezenten Background-Keyboards sowie famosem Gitarrensolo. „The Dance Of The Elves“ beginnt balladesk mit ruhigen Akustikgitarren und gefühlvollem, zartem Klargesang, die restlichen Instrumente kommen unvermittelt dazu, es geht schwermütig doomig weiter, wobei das Tempo immer stärker angezogen wird und Black-Metal-Elemente zwischendurch durchscheinen. Das folgende, treibende „Dark Waters“ ist wieder etwas schroffer und eindringlicher, während „Across The Giant’s Blood“ wieder die melodischere, getragenere Seite von EREB ALTOR heraussticht. Das abschließende „The Nemesis Of Frei“ ist ein über acht Minuten langes, detailreiches Monument.

Verglichen mit dem Vorgänger „Fire Meets Ice“ wirkt das neue Album erdiger, organischer produziert, der anteilige Black Metal wirkt weniger klirrend dafür düsterer. 

Um die Anfangs gestellte Frage wieder aufzugreifen – nein, hier ging aber auch rein gar nichts zu Lasten der Qualität. EREB ALTOR haben ihren Sound auf dem abwechslungsreichen „Nattramn“ ein weiteres Mal etwas verfeinert. Die Schweden schaffen die nahezu perfekte Symbiose aus Melancholie, Härte, Atmosphäre und Epik. Ich bin ein weiteres Mal restlos begeistert!

22.04.2015

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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