Erik Cohen - III

Review

Die sogenannten „Autotunes“-Folgen, die Jack Letten aka ERIK COHEN in regelmäßigen Abständen bei Facebook veröffentlicht, können eine recht aufschlussreiche Angelegenheit sein. Und es ist sicherlich kein Wunder, dass der Kieler während des Produktionsprozesses seines neuen, schlicht „III“ betitelten Albums, vor allem die kernigeren Saitenklänge als musikalische Referenzen vorstellte. CORROSION OF CONFORMITY neben JIMI HENDRIX, daneben musikalische Anspieltipps von AC/DC und JUDAS PRIEST – wenig Wave-lastig, die Anlage von Herrn COHEN dieser Tage.

Die volle Bandbreite „ehrlicher“ Rockmusik

Und tatsächlich ist auch „III“ das selbstverständlich dritte Studiowerk des SMOKE-BLOW-Sängers, das aktuell die Plattenläden schmückt, ein deutlicher Schritt weg von den elektronischen und teils bluesigen Elementen der Vorgänger „Nostalgie für die Zukunft“ und „Weisses Rauschen„.

Wo die Vorabsingle „Mexikanische Lieder“ schon eine deutliche NWoBHM-Schlagseite aufwies, geht es an anderer Stelle mit Rock ’n‘ Roll skandinavischer Prägung („Hart Am Overkill“) weiter. „Belphegor“ ist deutlicher mit DANZIG überschrieben als das meiste, was bisher im Backkatalog des ERIK COHEN zu finden war und „Sonne“ kommt dem Feelgood-Rock von „Tapete“ noch am nähesten.

ERIK COHENs „III“ liefert also die volle Bandbreite „ehrlicher“ Rockmusik – alles natürlich zusammengehalten von Lettens markanter Seemannsstimme. Das Ergebnis ist innerhalb des gewählten Rahmens durchaus als abwechslungsreich zu bezeichnen. Für das balladeske „Altes Feuer“ experimentieren „Fährwolf“ und Band sogar mit (zugegeben etwas) gewöhnungsbedürftigen Kopfstimmen-Vocals.

Die Hits gingen ERIK COHEN schon einmal lockerer von der Hand

Leider erreichen die einzelnen Songs nicht ganz die Qualität jener des direkten und des indirekten Vorgängers. Der größte Hit gelingt ERIK COHEN diesmal mit „Mexikanische Lieder“. Auch das Doppel „Faehrwolf“/“Fehmarn“ weiß durchaus zu gefallen. „Englische Wochen“ gerät mit seinen Fußball-Chören jedoch etwas plump und auch ansonsten sucht man Refrains mit der Wucht des Openers auf „III“ vergeblich. Bisweilen wünscht man sich auch, Letten würde wieder etwas zu den Dark-Wave-Elementen der ERIK-COHEN-Frühphase zurückkehren – oder aber dem Metal des Openers insgesamt etwas mehr Raum geben. So verbleibt neben der charakteristischen Stimme und zahlreichen musikalischen Zitaten der Rock-Geschichte wenig wirklicher Wiedererkennungswert.

Selbstverständlich hebt sich ERIK COHEN mit „III“ noch immer positiv von vielem ab, was ansonsten so im Deutschrock hervorgebracht wird. Im Direktvergleich mit den selbst gesetzten Standards fällt Platte Nummer drei jedoch etwas ab.

19.01.2018
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