Evoken - Hypnagogia

Review

Sechs Jahre sind seit dem Release des Vorgängers „Atra Mors“ ins Land gezogen. Das Ergebnis rechtfertigt allerdings jedes verstrichene Jahr und ist wie immer düster und verstörend. Dem Anspruch der Band trotz stilistischer Limitierung innerhalb ihres Wirkungskreises nicht wie auf der Platte zuvor zu klingen, wird „Hypnagogia“ wieder gerecht.

Im Spiegel aller Negativität

Auch wenn sich die ersten Durchläufe ähnlich schwer gestalten wie bei dem Vorgängeralbum „Atra Mors“, entwickelt „Hypnagogia“ dann doch recht schnell seine hypnotische Kraft. Dieses Mal scheint die Band ihre stilistischen Elemente zwar breiter einzusetzen, letztendlich gelangt sie jedoch erneut zu dem, was EVOKEN seit Anbeginn ausmacht: pechschwarze Death-Doom-Kost, die in ihrer Kraft und Hoffnungslosigkeit jedes Fünkchen Licht und Hoffnung auslöscht. Auch wenn sich das Konzeptalbum in all seiner Metaphorik nicht vollständig entfalten kann, finden die Amis doch wieder den Zugang zu den menschlichen Urängsten, dem Spiegel aller Negativität. „Hypnagogia“ ist vertonte Dunkelheit, und der Albumtitel trifft einmal mehr ins Schwarze, denn Musik und Konzept wirken in ihrer abstrakten Unnahbarkeit so unwirklich wie der Geisteszustand der Hypnagogie.

„The Fear After“ als Opener ist bereits wegweisend, sodass man trotz einiger Neuerungen im Songwriting nichts als absolute Dunkelheit erwarten darf. EVOKEN bewegen sich stiltreu in den tiefsten Abgründen des Death Doom. Auch wenn es dieses Mal viele fast klassisch anmutende Leadparts gibt, die an Szenegrößen erinnern, ist das Gesamtbild von „Hypnagogia“ doch das klassische Zerrbild, das Evoken spätestens seit der Veröffentlichung von „A Caress Of The Void“ zeichnen und das sie in diesem Genre unverkennbar macht: Death Doom, der bis ins Mark geht und von tonnenschwerer Melancholie bis zu fragilen, von Keys getragenen Leads einfach alles bietet, was Musik in diesem Genre so außergewöhnlich macht. „Hypnagogia“ ist vielleicht nicht unbedingt das schwärzeste EVOKEN-Album aller Zeiten, dafür aber in seiner Dichte und Masse an Details so verstörend, erdrückend und einnehmend, dass man kaum davon ablassen kann. Der absolute Höhepunkt der Platte ist das dissonante, mit Chorparts angereicherte „Ceremony Of Bleeding“, das selbst für EVOKEN-Verhältnisse Grenzen auslotet und sogar sprengt.

Hypnagogia – Zerrbilder und Weltentrückung

Zwanzig Jahre nach der Veröffentlichung des Debüts „Embrace The Emptiness“ kann man im Fall einer Doomband wirklich von einer reinen, puristischen Entwicklung sprechen, die hier ihre authentische Fortsetzung findet. Sowohl Fans als auch Genre-Neulinge sollten sich die nächsten Abende bei Kerzenlicht mit der kompletten EVOKEN-Diskografie inklusive „Hypnagogia” einschließen und der Welt entgleiten.

20.08.2025

- perfection is the end of everything -

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