Fit For An Autopsy - The Great Collapse

Review

Die Entwicklung, die FIT FOR AN AUTOPSY aus New Jersey in den letzten 7 Jahren hingelegt haben, ist enorm und erreicht mit „The Great Collapse“ ihren vorläufigen Höhepunkt. Unterm dem Video zum Song „Heads Will Hang“ fanden sich zahlreiche GOJIRA-Vergleiche, was nicht nur an der Stimmung des Liedes, sondern auch an der abermals bemerkenswerte Schlagzeugarbeit von Josean Orta liegt. Oder eben an der Tatsache, dass sich FIT FOR AN AUTOPSY einfach mal drei Gitarristen leisten. Schon beim Vorgänger „Absolute Hope, Absolute Hell“ konnte man erahnen, wie es klingen könnte, wenn Kreativität und Timing die Oberhand gewinnen und die letzten marginalen Schrammen auspoliert werden. Das Dreigestirn, bestehend aus Will Putney, Patrick Sheridan und Tim Howley, liefert auf „The Great Collapse“ eine weitere Steigerung der Leistung. Das Deathcore-Album des Jahres erscheint ganz offiziell schon im März.

FIT FOR AN AUTOPSY klingen weiterhin durchweg nach Deathcore, keine Frage. Aber sie haben den Sound etwas gestreckt, die Songs etwas offener gestaltet und können sich dadurch sicherlich eine breitere Hörerschaft erschließen. Damit rücken sie das Genre eventuell ins Rampenlicht und schleifen es am Kragen aus der schmutzigen, dunklen Ecke raus. Dass sie den Untergang des Genres noch drehen könnten, deutete die Band mit den letzten beiden Alben ganz offensichtlich an.

Dass sie es in der Form tun würden, kam überraschend. „The Great Collapse“ ist um Gesamtheit bemüht. Wo die Vorgängeralben noch auf Einzelleistungen konzentrieren, wirkt das neue Werk von FIT FOR AN AUTOPSY wie aus einem Guss. Mit Will Putney an Bord verfügen FIT FOR AN AUTOPSY über einen weiteren Joker, denn der erfahrene Produzent nahm sich dem Album selbstverständlich höchstpersönlich an. Unnötig zu erwähnen, dass der Sound hervorragend ist, bretthart drückt und gleichzeitig akzentuiert und sorgsam ausgewogen klingt.

FIT FOR AN AUTOPSY kündigen den Zusammenbruch an

Putney übernimmt auch den Löwenanteil des Songwritings und der Typ weiß verdammt nochmal, wie man eine Geschichten erzählt, sie musikalisch mit Leben fühlt, Riffwände aufzieht, Szenarien auflöst und in die Schwerelosigkeit aufsteigen oder mit einem Ruck ins Nichts stürzen lässt. FIT FOR AN AUTOPSY ließen vorab einige Songs von der Kette und gaben so einen schönen Querschnitt von „The Great Collapse“. Allerdings ist damit noch längst nicht alles gesagt und das komplette Werk wird dem Hörer die Kinnlade runterklappen lassen.

„Too Late“ ist eines der neun Highlights – ein erst drückendes, dann flackerndes Riff montiert den Hörer flach an den Boden, während Josean Orta kreative Höchstleistung bringt, schleudert uns Joseph die gemeinen Punchlines mit Anlauf zwischen die Augen. Wo andere noch Hoffnung propagieren, skizzieren FIT FOR AN AUTOPSY eine ausweglose Situation und sagen keine gute Zukunft voraus. Die instrumentalen Interludes dienen lediglich dazu Zeit zu schinden, um den Blick über das Chaos schweifen zu lassen. Schaut euch das unten angefügte Video zu „Black Mammoth“ an, wer dann noch Fragen bzgl. musikalischer Qualität und textlicher Relevanz hat, dem ist nicht zu helfen.

Make Deathcore great again!

Ganz gleich, welche Band man im Deathcore anführt, man kann sie mit FIT FOR AN AUTOPSY nicht wirklich vergleichen. Die Band verfolgte schon immer einen ernsthafteren Ansatz und konnte sich fast unbemerkt von Album zu Album steigern und neu erfinden, während andere Band schon längst vom Erfolgsdruck gehemmt waren. Bis hierhin grandioses Schaffen und man traut FIT FOR AN AUTOPSY sogar noch mehr zu. „The Great Collapse“ führt dem Hörer die Ist-Situation schonungslos vor Augen, rüttelt auf und erschüttert. Spätestens wenn James in „Spiral“ darum bittet, nicht gerettet zu werden und im Hintergrund die Gitarren wie eine Mischung aus Alarm und Hilfeschreien aufheulen, sollte es um jeden Deathcore-Fan geschehen sein.

Die Spirale kennt nur eine Richtung, abwärts … mit „The Great Collapse“ von FIT FOR AN AUTOPSY in der Anlage, kann man das ertragen.

13.03.2017
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