Fluisteraars - Bloem

Review

FLUISTERAARS spielen auch auf ihrem dritten Studioalbum „Bloem“ keinen alten oder als traditionell geltenden Black Metal. Das ist schon eher „Post“. Trotzdem gibt es Unterschiede zu typischen Vertretern. Die Kompositionen sind einzeln überdurchschnittlich lang, ergeben in der Summe aber eine überschaubare Länge – im Vergleich zum Vorgänger „Luwte“ aus dem Jahr 2015 ist das Album rund zehn Minuten kürzer. Was hat sich in der Zwischenzeit noch getan? Vor „Bloem“ haben FLUISTERAARS eine Split mit TURIA veröffentlicht. „De Oord“ (2018) zeigte die Entwicklung schon an: Vereinzelt richten die Niederländer ihren Blick noch gen Skandinavien, aber längst nicht mehr so typisch norwegisch.

Mehr Licht auf „Bloem“ von FLUISTERAARS

So oder so zeichnen die Musiker mit dem Drittwerk viel mehr am eigenen Klangbild. Die Lieder pendeln zwischen Romantik und Melancholie, aber nicht auf einem schmalen Pfad, der den Hörer in Ungleichgewicht bringt, sondern über weite Felder – „Bloem“ erscheint offener und vor allem einladender. Norwegen hört man nur noch in den Vocals; die erinnern phasenweise an ISVIND. Der Opener „Tere Muur“ weckt sofort Assoziationen mit DUMAL aus Amerika und in „Nasleep“ steckt eine Menge ALCEST. Allgemeiner formuliert, klingen die Stücke von FLUISTERAARS anno 2020 deutlich verträumter – hier schimmert viel mehr Licht durchs Dickicht. Eine Einschätzung, die gut zur positiven Optik des Artworks passt.

Haben sich FLUISTERAARS gefunden?

Es heißt, dass FLUISTERAARS Black Metal mit Folk verbinden. Davon war schon früher nicht viel zu hören. In Nuancen also. Das lässt sich unterschreiben, denn der Anteil ist weiterhin gering und fungiert sowie funktioniert als musikalische Farbtupfer. In „Vlek“ hören wir zum Beispiel ein kurzes cleanes Gitarrenspiel, das verzerrt übernommen und weiterentwickelt wird. Thematisch beschwört „Bloem“ alte und neu erfundene Volksmärchen und Legenden, in denen Blumen symbolisch für Geburt, Regeneration und Verfall stehen. Der Eindruck, dass FLUISTERAARS mit ihrem dritten Album mehrere Schritte auf dem Weg der Selbstfindung vorangekommen sind, verhärtet sich. Es ist ein berauschendes Werk, dem lediglich mehr Spielzeit fehlt, um richtig aufzublühen.

23.03.2020
Exit mobile version