Funeral - Praesentalis in Aeternum

Review

FUNERAL haben in 30 Jahren Bandgeschichte schon vieles durchgestanden, darunter auch den Tod zweiter Mitglieder durch Selbstmord und Überdosis. „Der Tod und der Verlust, den wir im Laufe der Jahre erlitten haben“, sagt Gründungsmitglied und Schlagzeuger Anders Eek, „war extrem schmerzhaft, aber auch inspirierend, sowohl für mich als Musiker, aber auch generell für mich als Mensch“.

Eine Bandgeschichte voller Tragödien

Die Norweger veröffentlichten 1995 ihr erstes Album „Tragedies“ und werden regelmäßig als mögliche Namensgeber des Subgenres Funeral Doom ins Spiel gebracht. Während diese Stilrichtung von Bands wie SKEPTICISM und EVOKEN in düsteren und erdrückenden Tiefen ausgelotet wurde, sind FUNERAL melodischer und nahe bei Bands wie MY DYING BRIDE geblieben. Nicht nur Verzweiflung, sondern auch Melancholie finden deswegen in der Musik ihren Raum, auf „Praesentalis in Aeternum“ sogar noch etwas mehr als auf den vorherigen Alben der Band.

„Unser neues Opus sollte für jeden unserer Fans etwas bieten“, erklärt Anders. „Es ist sozusagen eine Mischung unserer letzten drei Alben, dadurch aber auch unser abwechslungsreichstes Werk, mit sehr prägnanten Parts, aber auch epischen Momenten.“ Auch wenn jeder Song auf „Praesentalis in Aeternum“ für Genrefremde lang und ausufernd wirken dürfte, wird deutlich, was der Schlagzeuger meint: FUNERAL wechseln in den Songs mühelos zwischen eingängigen Refrains und ausschweifenden Parts.

FUNERAL wenden sich ihrem Publikum zu

Dabei übernehmen sich die Norweger stellenweise aber auch, was vor allem die ersten beiden Songs unnötig sperrig klingen lässt und damit den Einstieg ins Album erschwert. „Praesentalis in Aeternum“ ist also nicht immer leichte Kost, aber auch weit davon entfernt, das Publikum zu überfordern. Der klare, flächige Sound erleichtert es, sich von der Musik treiben zu lassen.

Auf ihrem sechsten Album klingen FUNERAL trotz aller bitteren Noten hoffnungsvoller und melodischer als je zuvor, ohne zu kitschig zu werden. Wirkten die Texte und Songtitel auf den Vorgängern „Oratorium“ und „As the Light does the Shadow“ in englischer Sprache fast schon plump („The Will to Die“, „Making the World my Tomb“ etc.), treffen die Norweger in ihrer Muttersprache die richtigen Zwischentöne und wirken nachdenklicher.

Nachdenklich und emotional

„Praesentalis in Aeternum“ ist ein Album geworden, dass trotz aller Tiefe sanft und einladend klingt. Sowohl Sänger Sindre Nedland, dessen Bruder Lars (BORKNAGAR, SOLEFALD) einen kurzen Gastauftritt hat, als auch die Gitarristen Erlend E. Nybø und Magnus Olav Tveiten sowie Keyboarder André Aaslie schaffen einen breiten Klangteppich, der sich elegant entfaltet.

Wer düsteren, beklemmenden Funeral Doom sucht, wird dieser Tage bei FUNERAL nicht fündig werden. Ein gutes, emotionales wie nachdenkliches Album zwischen Hoffen und Bangen ist den Norwegern aber allemal gelungen.

02.02.2022
Exit mobile version