Ghost Brigade - Isolation Songs

Review

Es sind Nuancen, versteckte Randerscheinungen, die unser Leben so einzigartig machen. Ein bestimmter Augenblick nur, oder ein Wort, jedes noch so unbedeutend erscheinende Detail kann unser Leben nachhaltig beeinflussen, wie der Flügelschlag eines Schmetterlings, ein im Luftzug hin und her wogender Grashalm, das beruhigende Schnurren einer anschmiegsamen Katze, ein verzweifelter Schrei oder ein liebevoll gehauchtes Wort – unsere Gefühlslage bestimmt die darauf folgenden Reaktionen und unser Handeln das Schicksal der Menschheit und unseres Planeten. Es sind genau solche Details – unverzerrte Gitarren, wütend-aggressive Momente und atmosphärische Endzeitstimmung, untermalt mit stimmungsvollen Growls oder Klargesang mit epischer Intensität, geradezu ULVEResk, denn vor allem die variable Stimme von Manne Ikonen erinnert dabei nicht selten an Kristoffer Rygg, oder auch mal ein Cello an der richtigen Stelle -, mit denen die Finnen von GHOST BRIGADE arbeiten und von denen „Isolation Songs“ als Album, aber auch jeder Song für sich allein, lebt und atmet, und die (Gefühls)welt des Zuhörers nachhaltig beeinflusst, gleich einer Welle, die individuelle Gestalt nicht lange bewahrend, und sich ständig erneuernd.

Bereits das Debütalbum, „Guided By Fire“, hat viele Kritikerherzen höher schlagen lassen und zumindest als Geheimtipp viel(e) Freu(n)de gemacht. Mit „Isolation Songs“ im Gepäck sollte das Sextett aus Jyväskylä in Mittelfinnland jedoch endgültig zur festen Größe avancieren: Ihr atmosphärischer Dark Metal, dessen Eckpfeiler melancholische Melodien und wütend-verzweifelten Todesblei darstellen, fesselt, begeistert und rührt zu Tränen: „My Heart Is A Tomb“ jagt einem wohlig kalte Schauer über den Rücken, während Songs wie „Into The Black Light“, das ergreifende Instrumental „22:22 – Nihil“ oder „Secrets Of The Earth“ an vergangene Tage erinnern lassen und einen in ein fast nie existent-depressives Stimmungsloch ziehen, bis diese im Chorus in einer Explosion aufzugehen scheinen und die Angst vor der Ungewissheit und dem Älterwerden vergessen lässt, wenn man letztendlich begreift, wie viel Schönheit darin liegt, die Zeit einfach tun zu lassen, was sie tut.

Die energiegeladenen, aggressiven Klänge des Openers („Suffocated“) oder einer Nummer wie „Architect Of New Beginnings“ zum Beispiel, denen es an Emotionen nicht mangelt, überzeugen mit einer ausbalancierten Mischung von agressiver Härte und Melancholie, und entfalten sich zum ergreifenden Film des Lebens, während „Birth“ am Anfang der zweiten Hälfte des Albums noch einmal gedanklich zurück versetzt und über ausgedehnten Landstrichen schwebt, die diesen wunderbaren Planeten und das Leben von seiner schönsten Seite zeigen, verletztlich und doch beschützend: Nur wenige Bands verstehen es so virtuos, mit Tönen Bilder zu malen und Stimmungen zu erzeugen, die bewegen, inspirieren, mitreißen und den Moment, den Tag und das Leben sprichwörtlich verändern.

Nach einem starken Debüt haben GHOST BRIGADE etwas unheimlich Beeindruckendes erschaffen, bei dem einfach alles stimmt: „Isolation Songs“ ist die Vertonung der menschlichen Seele und der Essenz der uns umgebenden Natur mit sämtlichen Schönheiten aber auch mit seinen Naturgewalten. Schließt die Augen, dreht die Anlage auf und genießt! Der Anwärter auf das Album 2009!

17.08.2009
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