Ghost Brigade - Guided By Fire

Review

Galerie mit 12 Bildern: Ghost Brigade - Tuska Open Air 2015

Zunächst zwar in der Tat noch schleichend geisterhaft, aber bereits nach wenigen Minuten dafür umso brachialer, so rollt die finstere Brigade über den unvorbereiteten Hörer herein und deutet sogleich an, dass hinter dem verheißungsvollen Namen ein gehörig großes Etwas lauert.

Schon das erste Stück „Rails at the River“ ist ein wahrhafter Smash-Hit, der sofort zündet und unmittelbar in Mark und Bein übergeht. Fette Riffs, ein wütender Gesang und jede Menge intelligenter Breaks und Melodieeinwürfe bilden eine angenehm nachvollziehbare, aber dennoch nicht zu einfache Songstruktur, die beim Hörer eine immens große Erwartungshaltung gegenüber dem Rest des Albums entstehen lässt.
Schwirrt einem zunächst noch wegen der tonnenschweren Riffs und des unsagbar tief brüllenden Gesangs DISBELIEF als Vergleichsband vor Augen, so gesellen sich sehr schnell auch noch KATATONIA hinzu, was überwiegend aus den mitunter verwendeten Clean-Gesangs-Passagen und den melancholischen Melodielinien resultiert, die beide in inniger Harmonie miteinander hergehen.

Bereits von hier an ist klar, dass GHOST BRIGADE eine eigenwillige musikalische Mischung gefunden haben, die trotz einiger Vergleichsmomente stets genügend Eigenständigkeit besitzt um aus der Masse positiv hervorzustechen. Schön sind vor allem auch die fließenden Wechsel zwischen angsteinflößender Aggression und fast schon timidiöser Trauer, die wie ein Wechselbad den Kreislauf ständig auf Hochtouren bringen und somit ein vorschnelles Ermüden unterbinden.
Ohne großartiges Gefrickel, Rekorde brechende Geschwindigkeiten oder sonstiger Extreme findet die Band ihre eigenen Mittel und Wege, mit denen sie die Hörerschaft von ihrer durchaus packenden Musik zu überzeugen weiß.

Das Grundtempo ist zwar eher getragen, aber dennoch geht es zwischenzeitlich auch recht rasant zur Sache, halsbrecherische Überholmanöver in Sachen Tempo bleiben jedoch zum Glück aus, so dass die Platte einen leichten Doom-Einschlag erhält. In einigen Passagen klingt das Ganze – vor allem der Gesang – zwar verdächtig nach Metalcore, das kann aber im Falle von GHOST BRIGADE noch als geschickter Kunstgriff gelten, auch modernere Elemente ausreichend mit in ihre Musik mit einbeziehen zu wollen. Ohnehin klingt „Guided By Fire“ trotz aller Schwermütigkeit überraschend modern und ausgeschlafen, was vielleicht auch an der gleichermaßen druckvollen wie sauberen Produktion liegen mag, die gleichzeitig aber auch noch den erdigen Charakter, der auch bereits durch das stimmungsvolle Coverartwork angedeutet wird, unterstreicht.

Auf „Horns hat man dann gar den Eindruck als ob RAMMSTEIN und OPETH aufeinander treffen, da hier eher stumpfe Riffs mit OPETH-artigen Melodielinien untermalt wurden, wohingegen der Gesang hier er nach Metalcore klingt. Eben solche Momente, oder aber auch Szenen, in denen wie bei „Minus Side“ oder bei „Based On You“ plötzlich ein zartes Klavier einsetzt, sind es, die „Guided By Fire“ als eine Klasse für sich bescheinigen. So viel Vielfalt gibt es eher selten und deswegen kann man GHOST BRIGADE auch getrost ein großes Lob aussprechen, da sie es geschafft haben fernab vom großen Pool der Einheitsmusik einen Weg einzuschlagen, auf dem sie scheinbar mühelos munter mit all den Kostbarkeiten der Kunst einen äußerst gehaltvollen Cocktail zu mixen, der einen förmlich aus den Socken haut.

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19.09.2007

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2 Kommentare zu Ghost Brigade - Guided By Fire

  1. ex-drummer sagt:

    9 Punkte, für diese Schlaftablette. Sicher sauber gemachtes Teil, aber lediglich mit Elementen versehen die man wo anders schon tausend mal gehört hat. Besonders die Produktion klingt derart ausgewogen, ohne jede Aggression, als sei jedes Leben aus der Musik gewichen. So stelle ich mir Opeth vor, wenn Sie einmal vorhaben sollten die Media-Charts zu erklimmen. Da bleibe ich lieber beim Original, das hier ist überflüssig und kann eigentlich nur Neuankömmlingen in der Szene gefallen.

    5/10
  2. blackchest sagt:

    Magisch-verträumter Stahl der besonderen Art. Ein unglaublich intensives Werk, in den Arrangements und Stimmungsaufbau oftmals besser als KATATONIA. Superb!

    8/10