Ghost Brigade - Until Fear No Longer Defines Us

Review

Wieviele Menschen sterben in genau diesem Augenblick, in dem ich diese Zeilen schreibe? Wieviele Tierarten verschwinden in diesem Moment aus dem Leben, nur weil der Mensch in seiner Gier unersättlich ist? Wieviel Leid geschieht auf der Welt genau in dieser einen Sekunde? Werde ich morgen noch genau derselbe sein der ich heute bin, oder werde ich überhaupt noch am Leben teilhaben können? Angst kann unser Leben bestimmen, denn Entscheidungen müssen getroffen werden, und jede unserer Entscheidungen, unser Handeln oder das Nichthandeln, erfordert Verantwortung zu übernehmen. Die Entscheidungen, die wir treffen, die Verantwortung, die wir übernehmen, sind unsere Wahlmöglichkeiten im Leben, und genau diesen Themen haben sich GHOST BRIGADE mit ihrem mittlerweile dritten Album gewidmet.

„Until Fear No Longer Defines Us“ führt den mit „Isolation Songs“ eingeschlagenen Weg konsequent fort und übertrifft mit einem makellosen Wechselspiel aus tiefer Hoffnungslosigkeit und auflodernden Lichtschimmern, die immer wieder für wohlige Gänsehaut sorgen, die große Erwartungshaltung sogar noch einmal um ein Vielfaches. Die Jungs um den charismatischen Sänger Manne Ikonen haben mit „Until Fear No Longer Defines Us“ ein emotional eindringliches Album veröffentlicht, das ähnliche Bands wie KATATONIA oder OPETH in letzter Zeit nicht erschaffen konnten, und unterstreichen damit ihren Ausnahmestatus völlig zu Recht. Was folgt ist eine Reise durch unser Bewusstsein.

Das Album beginnt mit „In The Woods“ ungewohnt ruhig mit akustischen Gitarren und unter die Haut gehenden Clean Vocals, bevor die Wogen mit dem folgenden „Clawmaster“ zum ersten Mal über den Zuhörer hereinbrechen und die gesamte Wirkungsbreite der Band eindrucksvoll unter Beweis stellt: Verzweifelte Growls, manchmal rauer, immer eloquenter und lebendig servierter Klargesang, ruhige Breaks, aufbrausende Passagen und hymnische Übergänge treiben die Tränen in die Augen und bescheren ein Hochgefühl der Sinne, das schließlich im erneut ruhigen und fast schon alternativem „Grain“ und dem eigentlichen Highlight des Albums gipfelt: „Breakwater“. Trotz einer Spiellänger von knapp neun Minuten ist dieser Song keine einzige Sekunde zu lang und verzaubert nicht nur mit den typischen Stilelementen, die die Finnen so einzigartig machen, sondern darüber hinaus mit einem doomigen Mittelteil und unbeschreiblich schönen Melodielinien, die das Prädikat „episch“ tatsächlich verdient haben. Genau in diesem Punkt liegt die übermächtige Stärke von GHOST BRIGADE: Trotz Atmosphäre, Tiefe und sämtlichen Spannungsbögen bilden diese wunderschönen, immer berührenden Melodien den zentralen Kernpunkt, der die Musik der Finnen harmonisch und authentisch macht.

„Until Fear No Longer Defines Us“ ist ein Album, das leidenschaftlicher, überraschender, ruhiger, aufwühlender und mitreißender einfach nicht sein könnte, und nach einem Durchlauf noch einmal, noch einmal und noch einmal gehört werden möchte. GHOST BRIGADE haben den verdienten Erfolg von „Isolation Songs“ wiederholen können. „Until Fear No Longer Defines Us“ ist ein klarer Favorit auf das Album 2011.

13.08.2011
Exit mobile version