Hällas - Isle Of Wisdom

Review

Da sind sie wieder, die sympathischen, abenteuerlustigen Schweden von HÄLLAS. Zwei Jahre nach „Conundrum“ erblickt „Isle Of Wisdom“ nun das Licht der Welt – auf zum nächsten Fantasy-Trip! Nachdem mit „Conundrum“ der lyrische Geschichtenbogen, der mit der selbstbetitelten EP begann und sich über „Excerpts from a Future Past“ spann, geschlossen wurde, geht es nun auf in neue Abenteuer, die aber – wenig verwunderlich – gar nicht so grundlegend anders klingen als zuvor: Voller epischer Melodien, nerdiger Fantasy-Atmosphäre und einer ordentlichen Portion Eskapismus.

Behutsame Entwicklungen im Hause HÄLLAS

Das ist schön, der Einstieg in „Isle Of Wisdom“ gelingt jedenfalls ohne Hürden. Aber ist „Isle Of Wisdom“ damit bloß ein „Mehr-vom-Gleichen“-Album? Mitnichten! Und das macht schon der bezaubernde Opener „Birth/ Into Darkness“ klar.

Denn es gelingt HÄLLAS den eigenen Sound auf „Isle Of Wisdom“ behutsam weiterzuentwickeln. Gerade die ausladenden Epen wie der Abschlusstrack „The Wind Carries The Word“ und das melancholische „The Inner Chamber“ stecken vermehrt voller Wendungen und geschichtenerzählerischer Elemente. Hier haben HÄLLAS ihr Songwriting nochmal verfeinert und tragen die Hörerschaft behutsam, aber fesselnd durch das Album. Dabei werden markante Elemente wie mehrstimmiger Gesang, langgezogene Vocals von Frontmann Tommy Alexandersson – bei denen er eine wirklich gute Figur macht – und die stilprägenden Synthesizer-Sounds von Nicklas Malmqvist zwar vermehrt, aber dennoch sehr pointiert und wirkungsvoll eingesetzt.

Entsprechend abwechlungsreich fällt „Isle Of Widsom“ aus: Bei den geradlinigeren Titeln wie „Earl’s Theme“ und „Stygian Depths“ wird geradliniger gerockt, „Advent Of Dawn“ und insbesondere „Gallivants (Of Space)“ liefern ordentlich Ohrwurm-Ansätze, ohne diese überzogen plattzutreten – und auch unscheinbarere Titel wie „Elusion’s Gate“ fügen sich stimmig in den Spannungsbogen des Albums ein. Dass Artwork, Geschichte und Musik dabei eine wunderbar harmonische Einheit bilden ist man mittlerweile zwar von den fünf Schweden gewohnt, aber es sollte hier trotzdem nicht unerwähnt bleiben, rundet es doch das Gesamtbild ab und spiegelt den Anspruch von HÄLLAS wider: Die Band hat ihren kauzigen Stil zwischen Fantasy, Space und Rock gefunden und lebt diesen mit hörbarer Freude aus, alle Rädchen greifen auf „Isle Of Widsom“ geschmeidig ineinander.

„Isle Of Wisdom“ setzt ein Ausrufezeichen

Das Label „Retro“ auf „Isle Of Wisdom“ draufzupappen ist damit sicherlich nicht unangebracht, greift aber dennoch ein wenig zu kurz. So vermengen HÄLLAS doch sehr eigen ihre Einflüsse von WISHBONE ASH über SURVIVOR bis RUSH und bieten schön viele Anknüpfungspunkte in die progressiven Sounds der 1970er-Jahre, aber letztlich kochen HÄLLAS doch ihr eigenes kreatives Süppchen – das sogar vermehrt nach Videospielen-Einschüben und Soundtrack klingt. „Isle Of Wisdom“ ist damit auch eine erfrischende Emanzipation geworden, hin zu (noch) mehr eigenständigem Wiedererkennungswert und Eigenständigkeit. Und vielleicht wird ja dann auch eine neue Generation von Musikfans dereinst sagen, wenn es um Fantasy-Rock geht: „Hey, die klingen ja wie HÄLLAS“ – und „Isle Of Wisdom“ wird das glitzernde Eintrittstor in den Kosmos der progressiven Fantasy-Musik und zum Startpunkt einer Entdeckungsreise in die Musik der eigenen Großeltern.

Kurz nach Veröffentlichung von „Conundrum“ am 14. Februar 2020 jedenfalls gingen in den Live-Clubs und Arenen die Lichter aus, sodass die dazugehörige Tour leider letztlich abgesagt werden musste und dieses famose Werk seinerzeit nicht auf die Bühne gelangen konnte. Das soll nun mit „Isle Of Wisdom“ anders werden – Vorfreude auf die anstehende Tour von HÄLLAS ist also angebracht. Mit „Isle Of Wisdom“ jedenfalls hat das Quintett eine starke Scheibe im Gepäck, die ihre ganz eigene Magie vor Publikum entfalten sollte – auf dem Plattenteller und im heimischen Sessel klappt das jedenfalls schon ganz wunderbar.

20.04.2022

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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