Haggard - Eppur Si Muove

Review

Knifflig. Eppur Si Mouve ist eines dieser Alben die einen Redakteur über Wochen hinweg beschäftigen können und am Ende immer mit der bangen Frage aufwarten: Nach welchen Kriterien soll benotet werden?

Für alle denen der Name HAGGARD nichts sagt; es handelt sich dabei um ein 20 Mann/Frau Band/Orchester, das ursprünglich mal aus dem Death Metal kam und es sich irgendwann zur Aufgabe gemacht haben Metal mit Klassik zu vermischen. Eigentlich nichts besonderes – doch sollte man anmerken dass die Gruppe um Asis Nasseri es verdammt ernst meinen: Man spürt förmlich den fanatischen Perfektionismus der in den vielschichtigen und überlangen Songs zelebriert wird.

Bestes Beispiel dafür sind die Texte, die sich diesmal komplett um den italienischen Wissenschaftler Galileo Galilei (der Milchbart auf dem Cover) drehen und auch je nach Lust und Laune in Englisch, Latein und Deutsch eingesungen sind. Der Klassikanteil wurde dabei im Gegensatz zu den Vorgängeralben nur noch erhöht, und auch die Sopranstimmen treten zwischen dem angenehmen Gegrunze des Sängers immer öfter zur Geltung. Und genau diese Dynamik macht das ganze Album auch so extrem interessant.

Allein schon der Opener „All ‚inizio è La Morte“ gehört zu dem besten, abwechslungsreichsten und atmosphärischsten was ich binnen der letzten Jahre in dieser Sparte gehört hab und fesselt auch nach etlichen Wochen noch. Das folgende „Per Aspera Ad Astra“ begeistert durch eine göttliche Verknüpfung der beiden Hauptthemen (an der sich sogar Mozart vielleicht mal ne Scheibe hätte abschneiden können…), „Of A Might Divine“ brilliert dank eines wahnsinnigen Ohrwurmrefrains, bei „The Observer“ ist es der enorme Groove, und beim abschließenden Titeltrack gefällt die verspielte Vielschichtigkeit. Die dazwischen liegenden Interludien sind ebenfalls äußerst gelungen, und beim altbekannten „Herr Mannelig“ zeigt die Truppe dass sie auch ganz passabel Covern können.

Im Prinzip also ein durch und durch perfektes Album – und ich hätte auch liebend gern die Höchstnote gegeben, wenn ein oder zwei Songs mehr auf der Platte gewesen wären. Nur 5 richtige Lieder (davon eine Quasi-Overtüre) sind einfach etwas wenig, selbst wenn jeder einzelne ein gottgleiches Juwel darstellt. Nichtsdestotrotz ist dieses Werk Pflicht für jeden aufgeschlossenen Death Metal bzw. Klassikfan…

29.05.2004
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