Halestorm - Everest

Review

HALESTORM balancieren mit „Everest“ am Abgrund zum Scheitern. Bereits ein Blick auf das Cover des siebten Albums der Modern-Rock-Band offenbart, dass der Aufstieg misslungen ist, der Abstieg aber eine nicht weniger herausfordernde Reise darstellt. Ein musikalischer Fehlschlag ist dieser Langspieler aber, zum Glück, nicht.

„Everest“ findet Schönheit im Scheitern

Dies legt weniger an den soliden Songwriting-Qualitäten, die das Publikum bei einer Band dieser Größenordnung durchaus erwarten darf. HALESTORM punkten mit Emotionalität. Zeigte sich „Back From The Dead“ dem Titel entsprechend kämpferisch, ist „Everest“ fast schon zu ruhig. Die rotzige Aggressivität, die vor allem im Frühwerk des Quartetts aufblitzt, ist kaum noch vorhanden.

Stattdessen wendet sich Sängerin Lizzy Hale in ihren Texten vor allem den inneren Kämpfen zu, die nicht weniger stürmisch aber weitaus weniger glorreich sind. Jeder Song widmet sich gescheiterten Beziehungen, mentalen Problemen und generell der Frustration, die — um im Bild zu bleiben — auf eine fehlgeschlagene Bergbesteigung folgen muss. Scheitern, sich aber trotzdem Würde und Kampfgeist bewahren, will eben auch in Musik gefasst werden.

HALESTORM punkten mit einer intimen Atmosphäre

Dabei zeigen HALESTORM wie stets einen großen Hang zum Kitsch. Richtig knackige Hits hat „Everest“ kaum zu bieten, dafür aber schwülstige Feuerzeug-Balladen wie „Gather The Lambs“ oder „How Will You Remember Me?“. Diesen Fokus setzt auch die äußerst kompakte Produktion, die dem bissigen Sound vergangener Tage sämtliche Zähne gezogen hat.

Das Album punktet durch eine intime Atmosphäre, die den Eindruck erweckt, einer kleinen Live-Show beizuwohnen. Keine großen Hits, keine Wut im Bauch, dafür eine Prise Blues und bittersüßes Selbstmitleid — HALESTORM erschaffen einen flüchtigen magischen Moment, der zum Verweilen einlädt. Er bietet keine musikalischen Leckerbissen, keinen ziellosen Spaß, gibt aber Kraft für den nächsten Aufstieg und verleiht dem unvermeidlichen Scheitern Sinn.

11.08.2025
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